Veröffentlichung "Missbrauchstat des Kaplan J. A. im Jahr 1958"

Von 1954 bis 1958 war der Priester J. A. als Kaplan in der Pfarrei Liebfrauen Bocholt tätig. Der Interventionsbeauftragte des Bistums Münster, Herr Peter Frings, teilte im Frühjahr dieses Jahres auf Nachfrage von Pfarrer Rafael van Straelen mit, dass in der Personalakte des Priesters J. A. eine Anklageschrift zu finden ist, aus der hervorgeht, dass er als Kaplan wegen Missbrauchsvorwurf (Unzucht mit einem minderjährigen Jugendlichen) angeklagt wurde. Die Missbrauchstat hatte sich im Herbst 1958 auf einem Fest in Stenern zugetragen. Der Angeschuldigte, der einschlägig vorbestraft war, hat die Tat gestanden. Der Priester hat im Herbst 1958 die Pfarrei verlassen. Zuletzt war er im Bistum Essen eingesetzt, wie aus den Direktorien der Bistümer Münster und Essen zu entnehmen ist. J. A. ist am 27.03.1979 verstorben.

Die Einsatzgemeinden von Kaplan J. A. waren:
1938 Vikar in Walstedde
1943 Kaplan in Hamborn, Herz-Jesu
1948 Kaplan am Berufskolleg in Greven
1950 Kaplan in Gladbeck, Hl. Kreuz
1954 Kaplan in Bocholt, Liebfrauen


Mit diesen Informationen haben sich Seelsorgeteam, Pfarreirat und Kirchenvorstand unserer Pfarrei in den letzten Monaten beschäftigt. Den Verantwortlichen ist es wichtig, für größtmögliche Transparenz zu sorgen und haben deshalb beschlossen, diesen Missbrauchsfall zu veröffentlichen, auch wenn er Jahrzehnte zurückliegt.
Nach der Veröffentlichung des sexuellen Missbrauchs durch den verstorbenen Pfarrer Wehren im Sommer 2019 hatte ein älteres Gemeindemitglied geäußert, dass über einen früheren Kaplan in Liebfrauen in den 1950er Jahren "Ähnliches einmal gemunkelt worden sei" ohne dabei den Namen der Person nennen zu können. Dies hat Pfarrer van Straelen seinerzeit auch in seinem im Rahmen der Missbrauchsstudie im Bistum Münster geführten Interview mitgeteilt.

In die im Juni 2022 veröffentlichte, unter Leitung von Prof. Thomas Großbölting durchgeführte unabhängige Studie ‚Macht und sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche. Betroffene, Beschuldigte und Vertuscher im Bistum Münster seit 1945‘ ist dieser Hinweis auch eingeflossen. Der Name des Priesters findet sich dort jedoch nicht, da der Fall nur Bestandteil der quantitativen Auswertung ist. J. A. zählt also ohne weitere konkrete Erwähnung zu den 196 Klerikern, die hier als Beschuldigte ermittelt wurden, wie Dr. Bernhard Frings, Mitautor der Studie, erklärte. Auch habe sich J. A. durch Flucht ins Ausland der Strafverfolgung entzogen und sei bis zu seinem Tod nicht mehr ins Bistum Münster zurückgekehrt.

Für den Fall, dass weitere Gemeindemitglieder zu diesem Fall etwas sagen können oder es noch weitere Betroffene in Bocholt geben sollte, bitten wir diese sich zu melden. Dazu haben sie die Möglichkeit, sich an die Ansprechpersonen des Bistums Münster zu wenden. Diese sind telefonisch zu erreichen:
Hildegard Frieling-Heipel: 0173-1643969
Marlies Imping: 0162-2078689
Dr. Margret Nemann: 0152-57638541
Bardo Schaffner: 0151-43816695
Link: www.bistum-muenster.de/sexueller_missbrauch

oder bei folgenden Personen der Pfarrei:
Ute Gertz, Pastoralreferentin, Fon: 02871-2390820 ; Mail: gertz@liebfrauen.de
Jutta Rademacher, Vorsitzende Pfarreirat, Fon: 0160-1840754; Mail: jutta.rademacher@t-online.de
Rafael van Straelen, Pfarrer, Fon: 02871-2390812; Mail: pfarrer@liebfrauen.de

Nach dem Bekanntwerden der Missbrauchstaten durch Pfarrer Theo Wehren im Juni 2019 und dem Eingeständnis von Pfarrer Josef Lehmbrock zu einem sexuellem Übergriff ist dies nun der dritte Fall von sexuellem Missbrauch, mit dem wir uns in unserer Pfarrei Liebfrauen auseinanderzusetzen haben.
Dabei bleiben zwei Aspekte entscheidend: Wir sehen uns den Betroffenen gegenüber verpflichtet, das Missbrauchsgeschehen in unserer Pfarrei soweit wie möglich transparent zu machen, zu benennen und zugleich den Menschen in unserer Pfarrei Angebote wie Gesprächsabende zu machen, die einen Austausch darüber ermöglichen. Darüber hinaus haben wir im Rahmen der Präventionsarbeit seit Herbst 2019 ein Institutionelles Schutzkonzept (ISK), mit dem wir eine hohe Achtsamkeit und Sprachfähigkeit gegenüber dem Thema sexualisierte Gewalt erreichen möchten, um so die Möglichkeit von neuen Verbrechen zu verhindern.
Veröffentlicht: 26.11.2023


 


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