Impuls am Abend - Markt und Straßen stehn verlassen

An manchen Tagen gehe ich abends nach allen Terminen gerne noch eine Runde durch die Innenstadt. Meist an den Tagen, an denen ich kaum vor die Tür gekommen bin, weil die Begegnungen, Konferenzen, Sitzungen und Gespräche digital oder telefonisch stattfanden.

Vergangene Tage nahm ich bei einem solchen abendlichen Gang die Situation am Gasthausplatz bewusst wahr. Alle Lokale geschlossen. Darum weiß man ja. Aber das Bild (s. oben), das sich mir bot, ließ mich denken an Zeilen aus einem Gedicht von Joseph von Eichendorff:
„Markt und Straßen stehn verlassen,
still erleuchtet jedes Haus,
sinnend geh’ ich durch die Gassen,
Alles sieht so festlich aus.“

Diese Zeilen stimmen und stimmen auch nicht:
Markt und Straßen stehen verlassen und ich gehe sinnend durch die Gassen. Dies trifft zu.
Aber: Die Häuser sind nicht erleuchtet und festlich sieht kein Fenster aus. Ich möchte eher sagen:
„Markt und Straßen stehn verlassen,
still und dunkel jedes Haus,
sinnend geh ich durch die Gassen,
alles sieht so trostlos aus.“

Wie sehr wünsche ich mir das Leben in den Lokalen und auf den Plätzen zurück; nicht nur für mich und die Gäste, sondern vor allem auch für die Inhaberinnen und Betreiber und Angestellten der Lokale. Denn zu jedem geschlossenen Lokal gehören auch persönliche Schicksale und Menschen, die gerne mit Leidenschaft ihrem Beruf nachgehen würden.

Ich hoffe und baue darauf, dass es einmal so sein wird:
„Markt und Straßen voller Menschen Massen,
lachende Gesichter in jedem Haus.
Beschwingt und heiter geh ich durch die Gassen,
Alle sehn befreit und fröhlich aus.“

Bleiben wir in diesem Sinne hoffende und zuversichtliche Menschen.

Rafael van Straelen
Veröffentlicht: 14.04.2021



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