Impuls am Abend - Selig die Frieden stiften ...

Heute vor 75 Jahren endete mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht der zweite Weltkrieg in Europa. (In Asien nach der Kapitulation Japans fast 4 Monate später.)
Der 8. Mai 1945 ist eines der markantesten Daten in der deutschen Geschichte und hat im Laufe der Zeit immer wieder unterschiedliche Deutungen erfahren.
Als junger Student habe ich 1985 die Rede des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker gehört und gedacht: „Endlich sagt mal ein so ranghoher Politiker, dass dieser Tag ein Tag der Befreiung auch für die Deutschen gewesen ist!“
Bis dahin hatte ich oft gehört, dass dieser Tag eine Katastrophe gewesen sei; allerdings haben viele dabei nicht die eigentlich Verantwortlichen dieser Katastrophe benannt, nämlich Hitler und Konsorten.
Und was wäre passiert, wenn der Krieg noch ein, zwei oder drei Wochen länger gedauert hätte? Außer dass noch mehr Menschen umgekommen, noch mehr Häuser, Dörfer und Städte zerstört worden wären?
Vielleicht brauchte es die vierzig (!) Jahre, bis sich die Erkenntnis vom Tag der Befreiung Bahn brechen konnte……
Seit dem 8. Mai 1945  leben wir in unserem Land in Frieden, haben die Wiedervereinigung erlebt und uns ist ganz praktisch bewusst geworden, wie die  Grenzen zu unseren  Nachbarn eine immer geringere Rolle gespielt haben- und das wird hoffentlich auch  bald wieder Alltag werden.
Seit dem 8. Mai 1945  leben wir in einem Land mit Freiheiten, die sich die Menschen zwischen 1933 und 1945 kaum vorstellen konnten. Die, die es konnten und sich für Freiheit, Gerechtigkeit und Menschlichkeit  eingesetzt haben, riskierten ihr Leben und viele haben diesen Einsatz mit ihrem Leben bezahlt. An sie und alle Opfer des Krieges und der NS-Diktatur sei nicht nur heute erinnert.
Die Zahl derer, die sich an den 8. Mai 1945 erinnern können, nimmt immer mehr ab. Wer damals 5 Jahre alt war, ist heute 80.
Aber unter uns leben auch wesentlich jüngere Menschen, die selber von Kriegserlebnissen gezeichnet sind; sei es im ehemaligen Jugoslawien oder in Syrien und Libyen. (Und es ließen sich noch viel mehr Länder benennen.)
Was nicht abnehmen darf und das eigentlich bis in alle Zeiten ist der Auftrag, alles zu tun, um den Frieden zu bewahren.
„Selig, die Frieden stiften..“ lautet ein Vers in der Bergpredigt Jesu (Mt 5,9).  Durch die gesamte Bibel zieht sich der Wunsch, ja die Sehnsucht nach Frieden.
Eines der ersten „Neuen Geistlichen Lieder“, die ich als Jugendlicher gelernt habe, war der Kanon „Herr, gib uns deinen Frieden!“ (Überhaupt findet sich in vielen dieser „NGL“ die Bitte um den Frieden)
  
Selig, die Frieden stiften bedeutet für mich, erst einmal selbst mit mir im Frieden zu leben, im wahrsten Sinne des Wortes „zufrieden“ zu sein.
Es bedeutet für mich, mich in  meiner unmittelbaren Umgebung, in der Familie, im Freundeskreis, am Arbeitsplatz und in der politischen und in der christlichen  Gemeinde um den Frieden zu sorgen und dabei die Nöte der Menschen, die weit entfernt unter Krieg und Gewalt leiden, nicht zu vergessen.
„Selig, die Frieden stiften, denn sie werden Söhne – und Töchter- Gottes genannt werden.“  
Stiftungen sind eigentlich was Gutes, also stiften wir Frieden!
 
Klaus Brücks, Pastoralreferent
 
Veröffentlicht: 08.05.2020



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