Kreuzweg Liebfrauenkirche - 6. Station

6. Station: Handwaschung

(L): Zwei Hände, unter fließendes Wasser gehalten - mehr ist von dem Mann nicht zu sehen, der hier über Tod oder Leben urteilt. Und doch sagt diese Geste viel mehr über Pilatus aus, als wenn er ganz abgebildet wäre. Er, der römische Statthalter, der im Namen des Kaisers Recht sprechen soll, zieht sich zurück auf eine symbolische Handlung: Ich wasche meine Hände in Unschuld! Was nun folgt, will ich nicht verantworten, denn ich spüre, nein, ich weiß, hier wird einer leiden und sterben, der unschuldig ist.

(V): Eigentlich ist fließendes Wasser ein Symbol des Lebens, wenigstens der Reinigung, des Neubeginns. Aber selbst dieses Grundsymbol können wir mißbrauchen und verfälschen, indem wir es benutzen, es einsetzen, obwohl es nicht im Einklang mit der Wirklichkeit steht. Pilatus weiß, nicht Reinigung, Neuanfang, neues Leben sind jetzt an der Tagesordnung, sondern Blut, Leiden und Sterben. Wir Menschen haben nicht nur die Fähigkeit, Böses zu tun (in Gedanken, Worten und Werken), sondern wir können obendrein die Verantwortung dafür auch noch leugnen und uns für unschuldig erklären.

(L): „Jeweils zum Fest pflegte der Statthalter einen Gefangen freizulassen, den sich das Volk auswählen konnte. Damals war gerade ein berüchtigter Mann namens Bar-abbas im Gefängnis. Pilatus fragte nun die Menge, die zusammengekommen war: Was wollt ihr! Wen soll ich freilassen, Barabbas oder Jesus, den man den Messias nennt? Er wußte nämlich, dass man Jesus nur aus Neid an ihn ausgeliefert hatte. Während Pilatus auf dem Richterstuhl saß, ließ ihm seine Frau sagen: Laß die Hände von diesem Mann, er ist unschuldig. Ich hatte seinetwegen heute nacht einen schrecklichen Traum. Inzwischen überredeten die Hohenpriester und die Ältesten die Menge, die Freilassung des Barabbas zu fordern, Jesus aber hinrichten zu lassen. Der Statthalter fragte sie: Wen von beiden soll ich freilassen? Sie riefen: Barabbas! ... Als Pilatus sah, dass er nichts erreichte, sondern dass der Tumult immer größer wurde, ließ er Wasser bringen, wusch sich vor allen Leuten die Hände und sagte: Ich bin unschuldig am Blut dieses Menschen. Das ist eure Sache!“ (Mt 27, 15 - 21.24)

(V): Herr Jesus Christus, du warst unschuldig dem Gericht des Pilatus ausgeliefert und hast die Folgen seines Handelns am eigenen Leib ertragen müssen. Lehre uns, unsere Verantwortung zu sehen und für die Folgen unserer Taten einzustehen.

(A): Gib uns die Kraft und den Mut, unserer Einsicht und unserem Gewissen entsprechend zu handeln. Hilf uns, dass wir uns nicht zurückziehen, wenn andere Leid und Schmerzen zu ertragen haben. Schenke uns die nötige Aufrichtigkeit und Klarheit, dass wir uns nicht hinter schön klingenden Worten und falscher Symbolik verstecken, wenn verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen sind. Amen.

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