Impuls am Abend - Schluss mit lustig!?

Die erneuten Einschränkungen im Kultur-, Gastronomie- und Freizeitbereich erwecken irgendwie den Eindruck: Jetzt ist Schluss mit lustig! Gemeinsames Feiern, Spaß und Freude erleben sind zunächst einmal auf Eis gelegt.
 
In den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde der Begriff der Spaßgesellschaft geprägt; meist mit negativer Konnotation. Vor dem Hintergrund des Konsums, des Hedonismus und der Dekadenz in der Gesellschaft entwickelte sich ein Lebensgefühl von „Alles easy“. Der Soziologe Gerhard Schulze sprach im gleichen Zeitraum von der Erlebnisgesellschaft; Albert Wunsch vom Abschied von der Spaßpädagogik. Der Journalist Peter Hahne hat 2009 ein Buch veröffentlicht mit dem Titel „Schluss mit lustig – Das Ende der Spaßgesellschaft“.
 
Die Aspekte von Erlebnis und Spaß tauchen immer wieder in den Betrachtungen des gesellschaftlichen Lebens auf. Sie gehören auch zum Leben des Menschen, zu seinem Menschsein dazu: Erlebnisse – Feste & Feiern – Freude.
 
Schluss mit lustig – jetzt wird es ernst! – Dieser Moment ist jetzt für die nächsten Wochen wohl gekommen angesichts der dramatischen Entwicklung der Infektionszahlen. Für eine Zeit auf all das verzichten, was einen erfreut, was einen lachen lässt und froh macht.
 
Die kommenden Wochen werden eine schwierige Zeit; ich denke da vor allem an alle, die im Gastronomie- und Kulturbereich tätig sind; und das mit ganzer Leidenschaft und viel Engagement. Ich verzichte auf etwas Spaß und Geselligkeit. Sie aber werden z. T. um ihre Existenz fürchten. Und das ist viel schlimmer als mein Verzichten müssen.
 
Vor diesem Hintergrund wird mir eines wieder einmal klar; lerne ich durch die Corona-Situation: Konzerte, Theater, Kino und kulturelles Leben, Essengehen genießen und mit anderen Menschen froh gestimmt beisammen sein und feiern, all das ist nicht selbstverständlich. Im Gegenteil: Es ist kostbar und wertvoll! Es ist wie bei vielen anderen Dingen im Leben: Erst wenn es mir fehlt, wird mir der Wert dessen bewusst.
 
Mich trägt die Hoffnung, dass wir auch diese Krise miteinander bestehen. Wenn dann all die schönen Dinge des kulturellen Lebens wieder möglich sind, will ich sie umso achtsamer und dankbarer genießen.
 
Ihr
Rafael van Straelen
 
Veröffentlicht: 29.10.2020



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