Impuls am Abend - Leere Schale

Wer das Gästehaus im Kloster Helfta ( in der Lutherstadt Eisleben) betritt, trifft auf ein ungewöhnliches Kunstwerk: eine leere Schale auf einer Stele. Um die Stele herum auf dem Boden ist ein Wort von Gertrud von Helfta, eine der drei großen Ordensfrauen des Klosters im 13. Jahrhundert, zu lesen: „Vor Dir steht die leere Schale meiner Sehnsucht“.
Im Jahr 1999 wurde das lange Zeit brach liegende und völlig zerstörte Kloster Helfta wieder errichtet und von Zisterzienserinnen wieder belebt. Heute ist es mit der Ordensgemeinschaft und dem Gästehaus ein Ort der Einkehr, der Stille und des Gebetes.

„Vor dir steht die leere Schale meiner SEHNSUCHT.“
Jeder Mensch sehnt sich nach etwas: nach Gesundheit, nach Erfolg, nach Glück, nach einem Leben in Frieden, nach Anerkennung, nach Wertschätzung, nach Geborgenheit und vieles mehr...
Die Heilige Gertrud von Helfta spricht von ihrer Sehnsucht nach Gott; sie sehnt sich danach, Gemeinschaft mit Gott zu erleben. Sie sieht sich selbst wie eine leere Schale. Sie bittet Gott darum, dass er sie sieht, sich ihr zuneigt, und ihre Sehnsucht mit seiner Gegenwart und Liebe erfüllen möge.

„Vor Dir steht die leere Schale meiner Sehnsucht.“ Ein schönes Bild und Wort, das mich dazu anleitet folgendem nachzugehen: Was ist meine Sehnsucht? Wonach sehne ich mich? Mag ich es Gott hinhalten wie eine leere Schale mit der Bitte, er möge meine Sehnsucht stillen?

In einem modernen Kirchenlied ist von dieser Sehnsucht die Rede: „Da wohnt ein Sehnen tief in uns“ (Gotteslob 823):

Refr:  Da wohnt ein Sehnen tief in uns, o Gott, nach dir,
dich zu sehn, dir nah zu sein.
Es ist ein Sehnen, ist ein Durst nach Glück, Liebe, wie nur du sie gibst.

1. Um Frieden, um Freiheit, um Hoffnung bitten wir.
     In Sorge, im Schmerz sei da, sei uns nahe, Gott.

2. Um Einsicht, Berherztheit, um Beistand bitten wir.
     In Ohnmacht, in Furcht sei da, sei uns nahe, Gott.

3. Um Heilung, um Ganz sein, um Zukunft bitten wir.
    In Krankheit, im Tod, sei da, sei uns nahe, Gott.

4. Dass du, Gott, das Sehnen, den Durst stillst, bitten wir.
    Wir hoffen auf dich, sei da, sei uns nahe, Gott. 


Ihr Rafael van Straelen
(Foto: RvS)
 
Veröffentlicht: 23.09.2020



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