Impuls am Abend - Sein Kreuz auf sich nehmen?

Am vergangenen Sonntag (30.8.) haben wir im Evangelium die Aufforderung Jesu an seine Jünger gehört: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach“ (Mt 16,24). Diese Aufforderung lässt mich fragen: Was bedeutet das für mich? Was ist mein Kreuz? Muss ich das klaglos ertragen? Und: Wie kann ich darüber predigen?
Vor einigen Tagen habe ich eine Begebenheit aus dem Leben von Frau Charlotte Knobloch gelesen, die mir gezeigt hat, was ´sein Kreuz auf sich nehmen` bedeuten und bewirken kann. (Spiegel Geschichte 4/2019, S. 85f).
Charlotte Knobloch ist 1932 in München in einer jüdischen Familie geboren und war u.a. Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland. Sie erzählt, dass für sie und ihren Vater die Gefahr verhaftet und ins Konzentrationslager zu kommen zu groß wurde. Ihr Vater wollte seine Tochter in Sicherheit bringen und ist mit ihr nach Franken zu einer Bekannten, Kreszentia Hummel, gefahren und hat sie gebeten, Charlotte aufzunehmen. Die Bekannte lebte unverheiratet mit ihren Eltern zusammen. Die haben dann nach reiflicher Überlegung entschieden, Charlotte aufzunehmen. Sie waren sich der Gefahr für Charlotte und sie selbst sehr bewusst.
Die wichtige Frage war, wie die Bevölkerung des Dorfes reagieren würde. Ein glücklicher Umstand kam zu Hilfe. Kreszentia Hummel war im Dorf nicht beliebt, weil sie sehr fromm war. Als nun das fremde Kind auftauchte, haben die Leute messerscharf gefolgert: Sie hat ein uneheliches Kind. Nach außen eine Frömmlerin, in Wirklichkeit verdorben.
Kreszentia hat innerlich Gott für diese Unterstellung gedankt. Sie musste gar nicht lügen. Die Schlechtigkeit der Leute sorgte für Schutz. Kreszentia hat die falsche Beschuldigung und Unterstellung widerspruchslos  ertragen – ´auf sich genommen´ – und dadurch vielleicht das Leben von Charlotte Knobloch gerettet.
2017 wurde sie posthum als „Gerechte unter den Völkern“ ausgezeichnet.
Mögen auch unsere Kreuze Leben ermöglichen
wünscht
Hans Döink                                                                               3.9.2020
 
Veröffentlicht: 03.09.2020


 


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