Impuls am Abend - "Köppkes hooge, Bokelt"

Liebe Gemeinde,
mehrmals die Woche drehe ich meine Runden im Langenbergpark, um Körper und Geist aufatmen zu lassen. Vorige Tage entdeckte ich, dass die Figur des „Ik bün derteggen“ mit einem Mund-Nasen-Schutz, einer Maske, bekleidet war. Auf der stand geschrieben:“Köppkes hooge, Bokelt“.

Ich habe über diese pfiffige Ermunterung geschmunzelt. Sie lädt auf liebenswürdige Weise dazu ein, trotz Mund- und Nasenverhüllung und anderer Einschränkungen, den Kopf hochzuhalten. „Bokelt“ ist angesprochen. Unsere ganze Stadt, wir alle sind gefordert, die Krise als Gemeinschaft anzugehen. Eine vergleichbare Herausforderung hat Bocholt ja nach 1945 bestanden.

„Kopf hoch“ ist mir im vergangenen Oktober in überraschender Weise begegnet. Ich war mit einem Studienkollegen aus römischen Zeiten mit dem Auto auf dem Weg zu einem Kurstreffen in der Nähe von Augsburg. Wir hatten den Verkehrsfunk eingeschaltet. Nach den Verkehrsmeldungen sagte der Sprecher: “Kopf hoch“. Wir waren verwundert über diese Ermunterung, mussten dann aber lachen, als der Sprecher fortfuhr: “Das Handy kann warten“.  Eine notwendige Aufforderung, um Gefahren rechtzeitig begegnen zu können.

Eine andere Möglichkeit, Gefahren zu vermeiden, wenn man den Kopf nicht hoch hat, sahen wir bei einem Spaziergang durch die Augsburger Innenstadt. An einer belebten Kreuzung hatte man auf dem Bürgersteig eine Ampel in dem Boden eingelassen, damit Leute mit gesenktem Kopf aufmerksam gemacht würden. Ich weiß nicht, ob es anderswo ähnlich skurrile Lösungen gibt. Ich bedauere, dass den Menschen, die nur vor sich gucken, viele Sehenswürdigkeiten und Kontakte entgehen.

Auch die Bibel ermuntert, den Kopf nicht hängen zu lassen, sondern erwartungsvoll Ausschau zu halten: „Wenn dies beginnt, dann richtet euch auf und erhöht eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe“ (Lk 21,28). Eine andere Übersetzung sagt das so: „…beugt euch hoch und hebt eure Köpfe! Denn es naht euer Loskauf“ (Fridolin Stier). Also: Kopf hoch und Ausschau halten!

Übrigens ist ein erhobener Kopf eine gute Einübung in die Ewigkeit. Im Himmel werden wir ja Gott schauen „von Angesicht zu Angesicht“. Das kann man nur mit erhobenem Kopf.

„Köppkes hooge, Bokelt“ ist etwas deftiger formuliert in einem Spruch, der auf dem Poster mit Bocholter plattdeutschen Redewendungen steht:
„Kopp hooge, wenn denn Hals ook schmeerig is“.

In diesem Sinne seien Sie gegrüßt

Ihr Hans Döink

Titelbild: Tina Mümken / Facebook
Veröffentlicht: 26.05.2020



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