
Impuls am Abend - Wertvoller Spargel
Die Spargelsaison hat begonnen. Ob auf dem Wochenmarkt, in der Gemüseabteilung des Lebensmittelgeschäftes oder in der Bude des Spargelbauern überall wird das weiße Stangengemüse angeboten. Auf den Speisekarten in den Lokalen, die Essen als „Take away“ (zum Abholen) anbieten, steht oftmals frischer Spargel; in Zeitschriften und Printmedien, die Rezepte abdrucken, finden sich welche mit Spargel, z. B. ein Spargel-Risotto. Ich mag Spargel. Ich mag vor allem Leben und Ernährung mit der Saison; also jetzt Spargel bis zum 24. Juni, dann ist bekanntlich Schluss.Doch in diesem Jahr mischt sich ein etwas bitterer Geschmack dem Spargel bei. Die Spargelbauern, wie wohl der Deutsche insgesamt, fürchtete um die Ernte des geliebten Gemüses, da die Spargelstecher, meist aus den osteuropäischen Ländern, wegen der Corona-Pandemie ausbleiben würden. Schnell wurde politisch Abhilfe geschaffen und Sonderbedingungen auf den Weg gebracht, unter denen die Erntehelfer für Spargel- wie alle Gemüsebauern nach Deutschland kommen konnten. Fast könnte man meinen: Wenn es um Spargel geht, wird alles möglich gemacht.
Was nun den bitteren Beigeschmack betrifft: Ich frage mich, warum dies nur bezüglich der Erntehelfer möglich ist und nicht auch für die Flüchtlinge in den oftmals verheerenden, Menschen unwürdigen Zuständen in den völlig überfüllten Lagern. Wie zäh das politische Ringen um die wenigen fünfzig jugendlichen Flüchtlinge im Camp auf Lesbos, die nach Deutschland kommen durften. Vermutlich darf ich das so einfach nicht vergleichen, aber die Frage stellt sich mir trotzdem. In einer Fernsehreportage wurde geschildert, dass die Erntehelfer aus Osteuropa zum Teil froh sind, hier zu sein und bei der Ernte zu arbeiten. Denn mit dem erhofften Verdienst hatten sie schon seit Beginn des Jahres gerechnet. Ein Verdienstausfall hätte sie und ihre Familien finanziell schwer getroffen.
Rund wird die Sache am Ende dieses Gedankenganges nicht; aber nachdenkenswert bleibt es…
Rafael van Straelen