
Impuls am Abend - Stellen-Wechsel
Am vergangenen Montag habe ich eine Statistik aus dem Jahre 2018 gelesen, die einen Kurswechsel der beiden letzten Päpste deutlich macht. Danach war bei Johannes Paul II., Johannes Paul I., Paul VI. und Johannes XXIII. „Kirche“ das häufigste Wort. Bei Bergoglio und Ratzinger ist es das Wort „Liebe“.Das ist für mich ein bedeutungsvoller Wechsel. Im christlichen Leben, in der Beziehung zu Gott und den Menschen ist Liebe das Wichtigste und Höchste. Die Kirche steht im Dienst der Verkündigung dieser Liebe. Das gilt für unsere Liebe zu Gott – mehr aber noch für die Liebe Gottes zu uns.
Die Liebe Gottes zu uns wird in der Feier der Kar- und Ostertage besonders deutlich. In diesen Geheimnissen vollzieht sich unsere Erlösung. Durch Leiden, Tod und Auferstehung hat Jesus uns von unserer Schuld erlöst.
Es erhebt sich die Frage, ob Erlösung auch anders möglich gewesen wäre. Oder musste Jesus leiden und sterben? Ist er nur deswegen Mensch geworden? Ich habe das so gelernt.
Inzwischen bahnt sich auch hier ein Wechsel an. Er hat mit dem Verständnis der Liebe Gottes zu uns zu tun. Danach ist Jesus Mensch geworden, um uns die Liebe des Vaters zu verkünden. Das ist der Inhalt seines Redens und Tuns. Dafür hat er gelebt und dafür ist er gestorben. Weil die Menschen diese Botschaft nicht hören und glauben wollten - Jesus aber um jeden Preis an dieser Botschaft festhielt - kam es zum Konflikt, der dann zu seiner Ermordung führte. In seinem Leiden und Sterben hat Jesus uns das höchste Zeichen der Liebe Gottes geschenkt. Durch diese Liebe sind wir erlöst und wären es auch, wenn Jesus nicht am Kreuz gestorben wäre. Gott hat zu unserer Erlösung nicht das Blut seines Sohnes gefordert.
Diese Liebe Gottes zu Jesus und uns ist die stärkste Kraft. Sie ist mächtiger als die Macht des Todes. Das ist die wichtigste Glaubenswahrheit und Grund unserer Freude an Ostern.
Übrigens: Das zweithäufigste Wort bei Papst Franziskus ist „Leben“ und erst an dritter Stelle kommt dann „Kirche“. Das ist eine gute Reihenfolge.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie Ihr Leben in dieser Liebe geborgen wissen und daraus Kraft und Freude schöpfen - an Ostern und immer.
Hans Döink
Pfarrer