Predigtreihe -Nun sag, wie hast Du’s mit der Religion?-

Frage-Antwort-Spiele haben nicht nur ihren eigenen Reiz, sie sind ein Gleichnis unseres Lebens, das selbst wie eine Frage, wie eine Antwort ist. Nach Religion, Glaube und Kirche allerdings wird selten gefragt. Steckt dahinter eine Scheu vor letzten Gewissensfragen oder handelt es sich einfach um ein Ausweichen? „Nun sag, wie hast Du’s mit der Religion?“ (Faust I, Vers 3414). Unter dieser Frage hat die Wochenzeitschrift „Christ in der Gegenwart“ einen Fragebogen an Gläubige und Ungläubige, an der Kirche Nahe- und Fernstehende, an Prominente und weniger bekannte Persönlichkeiten gesandt. Einige der auf den Fragebogen eingesandten Antworten stellen wir Ihnen in den Sonntagsgottesdiensten der diesjährigen Sommerferien vor.

Zur Gesamt-Druckansicht


6. Feriensonntag, 13./14. August 2005

Zur Druckansicht

Frage-Antwort-Spiel mit Wolfgang Huber

Lesen Sie gern in der Bibel?
Es waren Gleichaltrige, mit denen zusammen ich als Dreizehn-, Vierzehnjähriger angefangen habe, eigenständig in der Bibel zu lesen. Schon damals sind mir auch die Herrnhuter Losungen begegnet. Biblische Worte für jeden Tag, zusammenhängende biblische Texte als Wegzehrung sind mir wichtig. Daß wir Prediger des Evangeliums immer mit biblischen Texten im Gespräch sind, ist ein großer Schatz. Manche dieser Texte sind herausfordernd für ein ganzes Leben, vor allem natürlich die Bergpredigt.

Was gefällt Ihnen an der Kirche?
Daß sie sich selbst nicht so wichtig nehmen muss; denn der Geist weht, wann und wo er will. - Daß Vielgestaltigkeit und Vielstimmigkeit ihr keine Angst machen müssen; denn in Gottes Haus sind viele Wohnungen. - Daß ihr das größte Freiheitsversprechen anvertraut ist, das die Welt kennt; denn die Wahrheit wird euch frei machen. Daß es in ihr keine unbegabten Menschen gibt; denn es sind viele Gaben, aber es ist ein Geist. - Daß die Glieder der weltweiten Christenheit ökumenisch so viel voneinander lernen können; denn es ist ein Herr, ein Glaube, eine Taufe.

Was nicht?
Daß manchmal die Klage über das fehlende Geld lauter zu hören ist als das Evangelium. - Daß es auch in ihr menschelt, man aber denkt, man dürfe das nicht zugeben. Daß die einladende Wahrheit des Evangeliums im Lebensstil der Gemeinden nicht immer zu erleben ist. - Daß es noch immer Gründe dafür gibt, im Zusammenhang mit Kirche an „Behörde" zu denken. -Daß sie ökumenisch oft kleinmütig ist und den begeisternden Schwung des Ökumenischen Kirchentags nicht beherzter aufnimmt.

Welchen Heiligen und welche Heilige mögen Sie?
Die evangelische Kirche kennt keine Heiligen, die sie anruft oder zu denen sie betet. Wohl aber kennt sie Heilige, die Vorbilder im Glauben und im Leben sein können. Für mich ist seit bald einem halben Jahrhundert Dietrich Bonhoeffer ein solches Vorbild. Er hat sich einen eigenständigen Weg zum Glauben gebahnt, ist dabei aber ein moderner Mensch geblieben. Er ist in der Theologie ungewohnte Wege gegangen; und er hat sein Leben für das eingesetzt, was er geglaubt und erkannt hat. Gerade haben wir uns am 9. April 2005 an seinen sechzigsten Todestag erinnert; am 4. Februar 2006 werden wir seinen hundertsten Geburtstag begehen. Ich bin glücklich darüber, daß ich für das Erbe dieses Berliner Theologen ein Stück Mitverantwortung tragen darf.

Eine Gestalt aus der Kirchengeschichte?
Es wird Sie nicht wundern: Martin Luther. Es ist erstaunlich, daß einer nur mit dem Wort Weltgeschichte schreibt. Der reformatorische Wahlspruchs „ohne Zwang, allein durch das Wort" paßt auf ihn, auch wenn man zugeben muß, daß manche seiner Worte etwas Gewaltsames haben. Man lernt daraus: Auch einer großen Gestalt der Kirchengeschichte darf man nicht blind folgen.

Und aus der Gegenwart?
Die vielen Frauen und Männer in unserer Kirche, die treu, fantasievoll und fröhlich zum Evangelium stehen und ihren Dienst tun, ohne darauf zu schielen, ob jemand ihren Namen in einem Fragebogen nennt.

Sollen die Gottesdienste so bleiben, wie sie sind, oder soll es weitere Reformen geben?
Man kann nie genug tun, um Gottesdiensten eine möglichst hohe liturgische und inhaltliche Qualität zu geben. Und es gibt immer wieder Situationen, die eine ganz eigene Gottesdienstgestalt verlangen. Liebe und Sorgfalt in der Gestaltung von Gottesdiensten sind für mich entscheidend. Jeder, der an der Vorbereitung von Gottesdiensten beteiligt ist, sollte sich selbst aufrichtig fragen, ob er auch selbst von Herzen gern an dem so Vorbereiteten teilnehmen würde. Manche Reformdebatte würde sich dann erübrigen.

Halten Sie es für wichtig, daß man jeden Sonntag zum Gottesdienst geht?
Ja - warum nicht?

Welches Kirchenlied singen Sie sehr gern?
Nicht nur eines. Besonders gern singe ich die Lieder von Paul Gerhardt, dem brandenburgischen Dichter aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. „Ich singe dir mit Herz und Mund, Herr, meines Herzens Grund" ist ein Beispiel für heute.

Wann, glauben Sie, wird die ökumenische Einheit aller Christen und Kirchen kommen?
Im Reich Gottes. Aber an uns ist es, daß wir seinem Kommen nicht im Wege stehen.

Welchen besonderen Wunsch haben Sie an die Kirche?
Dass sie es hält, wie der Apostel Paulus: "Ich schäme mich des Evangeliums nicht".

Wolfgang Huber
Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (seit 2003) und Bischof der Berlin-Brandenburgischen Kirche (seit 1994) wurde 1942 in Straßburg geboren und wuchs in Freiburg i.Br. auf. Er studierte Theologie in Heidelberg, Göttingen und Tübingen, Promotion 1966, dann Vikar und Pfarrer in Württemberg. Von 1968 bis 1980 war er Mitarbeiter und stellvertretender Leiter der Evangelischen Studiengemeinschaft in Heidelberg, Habilitation 1972, 1980-84 Professor für Sozialethik in Marburg, danach bis 1994 für Systematische Theologie an der Universität Heidelberg. Er war unter anderem Präsident des evangelischen Kirchentages, Mitglied des Nationalen Ethikrates der Bundesrepublik und des Zentral- wie auch Exekutivausschusses des Ökumenischen Rates. Von seinen zahlreichen Büchern seien genannt: „Der gemachte Mensch" - christliche Ethik und Bioethik" (2002), „Vor Gott und den Menschen" (2004), „Was ist gute Theologie?" (2004). Bischof Huber ist verheiratet mit Klara Kaldrack, sie haben drei Kinder: Ansgar Jesco, Valeska.

 

Frage-Antwort-Spiel mit Gehhard Fürst

Lesen Sie gern in der Bibel?
Seit meiner Kindheit die „biblischen Geschichten“ Israels, die Psalmen als Erwachsener und die großen Texte des Jesaja, besonders die Heilungsgeschichten Jesu bei Lukas.

Was gefällt Ihnen an der Kirche?
Daß sie sich redlich müht, trotz aller Probleme mit sich selbst die Botschaft vom ewigen Leben für den Menschen und vom Reich Gottes für die Menschheit mit Mund, Hand und Herz zu erkünden.

Was nicht?
Daß sie verzagt ihr Licht, das ihr anvertraut ist, unter den Scheffel stellt!

Welchen Heiligen und welche Heilige mögen Sie?
Martin von Tours und Hildegard von Bingen.

Eine Gestalt aus der Kirchengeschichte?
Blaise Pascal.

Und aus der Gegenwart?
Der von ultrarechten Kreise erschlagene russisch-orthodoxe Erzpriester Aleksandr Men. Er war in Zeiten der Perestroika ein gefragter Gesprächspartner von (Natur-) Wissenschaftlern, Schriftstellern und Atheisten.

Sollen die Gottesdienste so bleiben, wie sie sind, oder soll es weitere Reformen geben?
Wir sollten immer neu die Schätze erschließen, die uns in der Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils geschenkt wurden und sie mit der Sehnsucht der Menschen nach heilem Leben verbinden.

Halten Sie es für wichtig, daß man jeden Sonntag zum Gottesdienst geht?
Uneingeschränkt: JA.

Welches Kirchenlied singen Sie gern?
„Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern“.

Die ökumenische Einheit aller Christen und Kirchen ist schwer vorstellbar; aber niemand soll dem Wirken des Heiligen Geistes Grenzen setzen.

Welchen besonderen Wunsch haben Sie an die Kirche?
Haben wir Mut, die Frohe Botschaft auf uns selbst -anzuwenden und so missionarisch Kirche zu sein.



Gehhard Fürst
Der gegenwärtige Bischof von Rottenburg-Stuttgart wurde 1948 geboren und studierte Theologie an den Universitäten Tübingen und Wien. Im Jahr 1977 erhielt er die Priesterweihe; 1984 erfolgte die Ernennung zum Direktor der Katholischen Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, 1987 die Promotion im Fach Fundamentaltheologie.


5. Feriensonntag, 6./7. August 2005

Zur Druckansicht

Frage-Antwort-Spiel mit Michael Boder

Lesen Sie gern in der Bibel?
Sehr gern. Besonders im Alten Testament. Und auch so manche apokryphe Schrift ist spannend.

Was gefällt Ihnen an der Kirche?
Die Liebe zur Kultur und Bildung. Und die Fähigkeit, sich vielen Moden zu entziehen.

Was nicht?
Mangelnde Fähigkeit zur Selbstkritik und die Neigung, in allzu menschlichen Fragen mit Starrheit zu reagieren.

Welchen Heiligen und welche Heilige mögen Sie?
Franziskus von Assisi: Glaube ohne Zweifel. Maria Magdalena: Glaube trotz Zweifel. Augustinus: Glaube durch Verzweiflung.

Eine Gestalt aus der Kirchengeschichte?
Erasmus von Rotterdam. In unübersichtlicher Zeit ein einsam kluger Mensch: vernünftig, liberal und durch Bescheidenheit humorvoll.

Und aus der Gegenwart?
Alle Theologen, die ihre Lehrbefugnis einbüßen und trotzdem glaubend weiter streiten.

Sollen die Gottesdienste so bleiben, wie sie sind, oder soll es weitere Reformen geben?
Ich bin für mehr Freiheit in der Gestaltung der Gottesdienste. Die Wege zu Gott dürfen ruhig vielfältige sein.

Halten Sie es für wichtig, daß man jeden Sonntag zum Gottesdienst geht?
Nein. Ist nicht innere Einkehr wichtiger als die nur körperliche Anwesenheit zu bestimmter Zeit an bestimmten Ort?

Welches Kirchenlied singen Sie sehr gern?
Am liebsten höre ich Anderen beim Singen zu.

Wann, glauben Sie, wird die ökumenische Einheit aller Christen und Kirchen kommen?
Ich fürchte, leider erst zum Jüngsten Gericht. Am Tag, an dem alle Eitelkeiten sinnlos werden.

Welchen besonderen Wunsch haben Sie an die Kirche?
Den Menschen in seiner Kreatürlichkeit stärker zu achten und weniger verbiegen zu wollen. Und so das Dogma zurückzudrängen zugunsten liebevoller Vernunft.

Michael Böhmer
In Darmstadt geboren, an der Hamburger Musikhochschule und in Florenz ausgebildet und während seiner Studien bereits an der Frankfurter Oper beschäftigt, war er dreißigjährig Chefdirigent an der Oper Basel (1989 bis 1993). Internationale Bekanntheit erlangte Michael Bader im Frühjahr 2000 mit der Neuproduktion der zweiaktigen „Lulu" an der Wiener Staatsoper. An der Bayerischen Staatsoper feierte er in diesem Jahr erneut großen Erfolg mit der „Lulu" in der Inszenierung von David Allen. Michael Boder verfügt über ein breites Repertoire, gibt als seinen Schwerpunkt jedoch gern die zeitgenössische Musik an. Er dirigierte Uraufführungen wie Cerhas „Der Riese vom Steinfeld" an der Wiener Staatsoper, Pendereckis „Ubu Rex" und Trojahns „Was ihr wollt" an der Bayerischen Staatsoper und Aribert Reimanns „Das Schloß" in Berlin. Eine besondere Vorliebe entwickelte Boder nach eigener Aussage zu den Werken von Richard Strauss („Rosenkavalier", „Frau ohne Schatten`; „Cappriccio") und Richard Wagner („Meistersinger`; „Fliegender Holländer; „Ring"). Michael Boder gastiert/e an zahlreichen nationalen und internationalen Opernhäusern wie in Hamburg, Köln, München, Berlin, London und San Francisco.

 

Frage-Antwort-Spiel mit Wilm Geismann

Lesen Sie gern in der Bibel?
Als Kirchenmusiker bekommt man die „schönsten Stellen" der Bibel ja als Musik geliefert: Das „Magnificat , die Passionen und die Weihnachtsgeschichte. Aber auch die Psalmen von der tiefsten Klage des „Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir" bis zum überbordenden Jubel des Psalms 150 „Louez le Dieu" faszinieren mich, seit jeher. Gern lese ich im Umfeld solch wichtiger Stellen dann weiter. So fand ich es sehr spannend, das Motto des Chorfestivals der Pueri Cantores „Völker wandern zu deinem Licht - Lebt als Kinder des Lichts" lesend weiter zu vertiefen.

Was gefällt Ihnen an der Kirche?
Zunächst real: Für mich gibt es zur Kirche keine Alternative. Bei allen Defiziten, die man konstatieren kann, bin ich fest davon überzeugt, daß hier für mich als Christ der richtige Weg liegt. Mir gefällt, Mitglied einer weltumspannenden Vereinigung zu sein, Internationalität hat für mich einen großen Reiz. Auch jetzt bei unserem internationalen Chorfestival war es wieder beeindruckend zu spüren, wie vielfältig unser kirchliches Leben sein kann und wie bereichernd andere Kulturen sind. Mir gefällt eine lebendige Liturgie, die Herz und Verstand gleichermaßen anspricht und jedem und jeder einen Part der Mitwirkung anbietet.

Was nicht?
Ich verstehe, daß Kirche hierarchisch strukturiert sein muß. Mich stört allerdings, wenn diese Hierarchie allzu formal gehandhabt wird. Ich bedaure, daß Kirche sich im öffentlichen Leben oftmals nicht mehr verständlich machen kann, daß sie oft nur reagiert statt agiert.

Welchen Heiligen und welche Heilige mögen Sie?
In meiner langjährigen Tätigkeit als Kirchenmusiker in Konstanz ist mir Bischof Konrad sehr ans Herz gewachsen: Ein großer Kirchenpolitiker mit Augenmaß - würde man heute sagen -, dem das Wohl seiner„ Untertanen" - ob arm oder reich - am Herzen lag. Und dann eine eher anekdotische Jugenderinnerung an die heilige Elisabeth von Thüringen. Ich erinnere mich, daß meine Oma, die den Namen der Heiligen trug, sich im Elisabethenverein wöchentlich mit anderen Frauen traf und Decken und Pullover zusammennähte. Erst mit der Zeit wurden mir die Zusammenhänge mit der mildtätigen Heiligen klar und haben sich eingeprägt.

Eine Gestalt aus der Kirchengeschichte?
Papst Johannes XXIII. war für mich eine große gestaltende Persönlichkeit der Kirche. Mit dem zweiten Vatikanischen Konzil hat er die entscheidenden Impulse für eine umfassende Liturgiereform gegeben und ist mit seinem Amt (s.o.) sympathisch unprätentiös umgegangen.

Und aus der Gegenwart?
Ich bewundere sehr; wie Nelson Mandela nach einer langjährigen persönlichen Leidensgeschichte - mit Haft und Gefängnis - die Kraft und Toleranz gefunden hat, die Gesellschaft Südafrikas - nicht zu befrieden, das wäre ja wohl zu viel verlangt, aber vom Weg der Gewalt wegzuführen.

Sollen die Gottesdienste so bleiben, wie sie sind, oder soll es weitere Reformen geben?
Man kann nicht sinnvoll fordern, es soll alles so bleiben, wie es ist, denn „nichts ist beständiger als der Wandel" und nur im Tod bleibt alles, wie es ist. Also: Änderung ist immer angesagt. In Bezug auf die Liturgie würde ich mir wünschen: Änderungen - von Reformen traue ich mich nicht mehr zu sprechen, da das Wort von der Politik dermaßen desavouiert ist - müssten immer dieses Gleichgewicht, von denn ich schon sprach, das Gleichgewicht zwischen Herz und Verstand im Blick haben.

Halten Sie es für wichtig, daß man jeden Sonntag zum Gottesdienst geht?
Ja, aber noch wichtiger als ein nur formales Erfüllen der „Sonntagspflicht" ist, Kontakt zu suchen mit Gott und der Gemeinde, wo immer es möglich und angebracht ist.

Welches Kirchenlied singen Sie gern?
Sie werden von einem Kirchenmusiker keine Einengung auf ein Lied erwarten können. Ich singe gern in großer Gemeinde. Melodien wie die englischen „Hymns" jagen mir Schauer über den Rücken und animieren mich zu vollem Einsatz.

Wann, glauben Sie, wird die ökumenische Einheit aller Christen und Kirchen kommen?
Da möchte ich mich auf einen genauen Termins nicht festlegen, so wünschenswert die baldige Einheit auch wäre. Ich selbst bin in einer Diasporasituation aufgewachsen und kenne die Probleme aus nächster Nähe, auch wenn seitdem schon einige Zeit vergangen ist und sich doch vieles bewegt hat. Ganz dringend wünsche ich mir aber die Mahlgemeinschaft. Die Diskriminierung, die bei ökumenischen Treffen jedes Mal entsteht, ist unnötig, unwürdig und schädlich.

Welchen besonderen Wunsch haben Sie an die Kirche?
Tradition hüten, aber Innovation fördern.



Wilm Geismann
1947 in Plettenberg (Sauerland, Westfalen) geboren, katholischer Konfession, Abitur in seiner Heimatstadt, studiert von 1967 bis 1972 an der Staatl. Hochschule für Musik Freiburg Kirchenmusik (A), Schulmusik, Privatmusik Orgel (Lehrer: Hans Musch und Herbert Froitzheim) sowie Musikwissenschaft an der Universität Freiburg (Hans Heinrich Eggebrecht). Von 1972 bis 1974 war er Universitätsorganist in Freiburg. 1974 Chordirektor am Münster zu Konstanz und Musikerzieher am Erzb. Studienheim St. Konrad. In dieser Funktion war er 26 Jahre Leiter verschiedener Ensembles, u. a. des Knabenchors St. Konrad Konstanz und der Jugendkantorei Münster Konstanz, die er 1976 gründete. Seit 1989 war Geismann zusätzlich als Bezirkskantor der Region Bodensee und seit 1994 auch als Konstanzer Münsterorganist tätig. 1995 wurde er zum Präsidenten des Deutschen Kinder- und Jugendchorverbandes „Pueri Cantores“ gewählt. In seiner bisherigen Amtszeit fand 1998 das vierte Deutsche Chorfest „Pueri Cantones" in Köln statt. Eine große Fortbildung führte eine Gruppe von Chorleiterinnen und Chorleitern 1999 zur Hospitation an Kathedralen Großbritanniens. In diesem Jahr richtete der Deutsche Chorverband das internationale „Chorfestival 2004 Pueri Cantores" in 17 deutschen Diözesen und als Finale in Köln mit 6000 jungen Sängerinnen und Sängern aus. Geismann ist verheiratet und hat drei inzwischen erwachsene Kinder. 2001 wurde er zum, Leiter des Amtes für Kirchenmusik nach Freiburg berufen und ist damit heute als Diözesankirchenmusikdirektor für die Kirchenmusik der Erzdiözese Freiburg zuständig.


4. Feriensonntag, 30./31. Juli 2005

Frage-Antwort-Spiel mit Michael Böhmer

Lesen Sie gern in der Bibel?
Ja. Ich lese jeden Morgen vor Arbeitsbeginn den aktuellen Spruch aus dem Kalender „Mit Gottes Wort von Tag zu Tag" an meinem Schreibtisch und denke über die Aussage nach.

Was gefällt Ihnen an der Kirche?
Der Glaube gibt mir die Kraft, das Lebern bewußt zu meistern. Ich fühle mich von einer unsichtbaren Hand getragen und behütet. Das Rüstzeug gibt mir die Kirche. Dafür bin ich ihr dankbar.

Was nicht?
Die Kirche vergräbt und verschüttet vielfach ihre Schätze. Zu oft wird an der Oberfläche experimentiert und dem Zeitgeist entsprochen. Die Kirche sollte mehr Gottvertrauen haben und sich weniger auf Marketing-Strategien verlassen.

Welchen Heiligen und welche Heilige mögen Sie?
Maria Magdalena; den Evangelisten Lukas.

Eine Gestalt aus der Kirchengeschichte?
Ignatins von Loyola.

Und aus der Gegenwart?
Papst Johannes Pau II.

Sollen die Gottesdienste so bleiben, wie sie sind, oder soll es weitere Reformen geben?
Weitere Reformen soll es nur geben, wenn durch sie das Spirituelle gestärkt wird. Ich wünsche mir mutige Menschen, die fehlgeschlagene Reformen korrigieren können.

Halten Sie es für wichtig, daß man jeden Sonntag zum Gottesdienst geht?
Ja, das ist für mich sehr wichtig, weil er mich mit Jesus Christus verbindet. Äußerlich gesehen ist der regelmäßige Gottesdienstbesuch ein hoher kultureller Wert, der in der bewußten Gestaltung des Sonntags in einer Gemeinschaft zum Ausdruck kommt.

Welches Kirchenlied singen Sie sehr gern?
„Freu Dich Du Himmelskönigin..."

Wann, glauben Sie, wird die ökumenische Einheit aller Christen und Kirchen kommen?
Die Verantwortungsträger in den Kirchen kommen sehr schwer mit dieser Frage zurecht. Praktisch wird sie vollzogen, wenn sich das irdische Leben vollendet. Sie brauchen nur in die Alten- und Pflegeheime zu schauen. Das ist ein guter Ausblick in die Ewigkeit.

Welchen besonderen Wunsch haben Sie an die Kirche?
Die Kirche sind wir alle. Wenn wir es schaffen sollten, daß andere Menschen sagen: „Seht, wie sie einander lieben“; sind wir auf dem richtigen Weg.

Michael Böhmer
Der heute 56jährige (1948 geboren in Bautzen) ist seit 2001 Bürgermeister der Stadt Bautzen mit dem Geschäftsbereich Wirtschaft, Finanzen und Bildung. 1967-70 studierte er Maschinenbau, anschließend arbeitete er bis 1984 als Assistent und dann als Abteilungsleiter für Technische Planung im Waggonbau Bautzen, in dieser Zeit 1972-77 ein Fernstudium mit dem Abschluss Diplomingenieur-Ökonom. 1984-1990 war Böhmer Leiter der Bischöflichen Treuhandstelle und 1990-92 Geschäftsführer der Katholischen Akademie Dresden. Vor der Übernahrne des Bürgermeisteramtes in seiner Heimatstadt war er seit 1993 Statdtkämmerer. Seit 1999 ist Böhmer im Kreistag für die Fraktion der CDU tätig. Er ist verheiratet mit Frau Gabriele (Altentherapeutin), sein 32jähriger Sohn ist Volkswirt, eine 28jährige Tochter Referendarin für Förderpädagogik, zwei Enkel.

 

Frage-Antwort-Spiel mit Renate Schmidt

Lesen Sie gern in der Bibel?
Ja - und ich habe sie auch manchmal dabei. Als ich einmal mit der Bibel in der Hand in ein Flugzeug eingestiegen bin, haben mich die Leute angesehen, als ob ich etwas Anrüchiges dabei hätte.

Was gefällt Ihnen an der Kirche?
Es gefällt mir, daß sie sich konsequent für Schwächere einsetzt. Soziale Fragen werden gerade von der Kirche immer wieder thematisiert. Mir gefällt, daß sie sich auch in weltliche Fragen einmischt.

Was nicht?
Viele Predigten gehen über die Köpfe der Menschen hinweg, manche Rituale sind heute unverständlich und insbesondere in der katholischen Kirche stören mich die Positionen zur Empfängnisverhütung, dein Zölibat und dein Priesteramt für Frauen.

Welchen Heiligen und welche Heilige mögen Sie?
Edith Stein.

Eine Gestalt aus der Kirchengeschichte?
Dietrich Bonhoeffer und Martin Luther.

Und aus der Gegenwart?
Margot Käßmann.

Sollen die Gottesdienste so bleiben, wie sie sind, oder soll es weitere Reformen geben?
Ich finde es gut, wenn die Gottesdienste nah am Menschen sind. Sie sollten einen Bezug zum praktischen Leben haben, etwas von den Nöten und Freuden der Menschen wissen und das auch vermitteln.

Halten Sie es für wichtig, daß man jeden Sonntag zum Gottesdienst geht?
Schön wäre es, wenn ich das schaffen würde. Wichtig ist mir aber das regelmäßige Gespräch mit Gott, also das Gebet - und dies nicht nur, wenn es mir schlecht geht.

Welches Kirchenlied singen Sie gern?
„Ein feste Burg ist unser Gott" und „Geh aus mein Herz und suche Freud".

Wann, glauben Sie, wird die ökumenische Einheit aller Christen und Kirchen kommen?
Ich hoffe, daß die Ökumene sehr bald kommt. Der Kirchentag im Sommer 2003 hat gezeigt, daß die Menschen sie wollen und daß es viele Gemeinsamkeiten gibt. Gerade für die zwischenmenschlichen Bereiche zum Beispiel beim Heiraten - ist die Ökumene unerläßlich.

Welchen besonderen Wunsch haben Sie an die Kirche?
Die Kirche muß einen Weg finden, mehr Menschen an sich zu binden und für den Glauben zu gewinnen. Dafür braucht sie vor allem junge Menschen, die sie momentan zu selten erreicht. Außerdem wünsche ich mir, daß die Kirche sich mehr um die Integration von Menschen mit anderen Religionen bemüht, ohne deshalb in eine religiöse „Einheitssoße" zu verfallen.



Renate Schmidt
Die gegenwärtige Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend wurde 1943 in Hanau/Main geboren. Sie ist verheiratet, evangelisch und hat drei Kinder. Nach dein Abitur war sie 1961-80 Programmiererin und Systemanalytikerin bei einem, führenden Großversandunternehmen, dort auch Betriebsrätin. Seit 1972 Mitglied der SPD, seit 1991 im Präsidium, seit 1997 Stellvertretende Vorsitzende der Bundes-SPD (mit dem Schwerpunkt Familienpolitik). Von 1980-88 Stellvertretende Landesvorsitzende der Gewerkschaft HBV (heute Ver.di). Sie ist Mitglied der Arbeiterwohlfahrt, des Bundes Naturschutz und des Kuratoriums des Deutschen Kinderschutzbundes, im Jahr 2002 war sie einige Monate Präsidentin des Deutschen Familienverbandes. Von 1980-94 Mitglied, seit 1990 Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, 1987-90 Stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Und Vorsitzende des Arbeitskreises „Gleichstellung von Frau und Mann`. 1994-2000 Vorsitzende der SPD-Bayern, 1994-2002 Mitglied des Bayerischen Landtages, dort bis 2000 Vorsitzende der SPD-Fraktion. Am 22. Oktober 2002 Ernennung zur Bundesministerin.


3. Feriensonntag, 23./24. Juli 2005

Frage-Antwort-Spiel mit Edith Raidt

Lesen Sie gern in der Bibel?
Für mich ist die tägliche Schriftlesung der Tagesliturgie geradezu lebensnotwendig. Sie bringt mir jeweils eine ganz persönliche Botschaft und Kraft für den Tag. Dabei vergleiche ich gern verschiedene (englische) Bibelübersetzungen, um feinere Nuancen zu entdecken. Zu meiner Lieblingslektüre gehören das Johannesevangelium, die Paulusbriefe und die Psalmen.

Was gefällt Ihnen an der Kirche?
Die Kirche in (Süd-)Afrika - wo ich schon jahrzehntelang lebe und tätig bin - ist eine „junge Kirche“, dynamisch, multikulturell, relativ inkulturiert und von einer tiefen Gläubigkeit geprägt. Nach jedem Deutschlandbesuch ist es für mich erfrischend, diese Glaubensfreude zu erfahren, die trotz der enormen Probleme des Landes nichts von der Angst und dem Pessimismus Europas hat. Es ist eine Kirche im Aufbruch, die sich im Umfeld der protestantischen Kirchen immer mehr profiliert. Dabei war und ist die Kirche sozial engagiert. In den Jahren der Apartheid hat die Kirche als „prophetische Stimme" für Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit durch Wort und Tat wesentlich zur Überwindung des Rassenproblems beigetragen. Jetzt spielt sie eine führende Rolle in der verheerenden HIV/AIDS Epidemie. Die Kirche hat die meisten Zentren und Hospize für Aids-Kranke und Sterbende. Neuerdings setzt sich die Kirche zusammen mit anderen Konfessionen ganz bewußt ein im Kampf gegen Korruption.

Was nicht?
Laien, und vor allem Frauen, kommen noch immer nicht voll zum Zug. Manche Pfarrer zögern, die Expertise von Gemeindemitgliedern anzunehmen und partnerschaftlich zu nutzen.

Welchen Heiligen und welche Heilige mögen Sie?
Heilige sind mir grundsätzlich sympathisch, weil sie in ihrer Originalität gelungene Nachfolge Christi darstellen. Der selige Damian de Veuster spielte eine entscheidende Rolle in meiner Entscheidung zum Missionsberuf. Die heilige Edith Stein als Philosophin, Akademikerin und Ordensfrau hat mich schon immer beschäftigt und als Rollenmodell inspiriert. Und obwohl noch nicht seliggesprochen, möchte ich hier auch Pater Josef Kentenich (1885-1968), der mich am meisten geprägt hat, miteinflechten.

Eine Gestalt aus der Kirchengeschichte?
Seit der Gründung der Katholischen Hochschule „St. Augustine College of South Africa" in Johannesburg fasziniert mich der heilige Augustinus, der als Nordafrikaner im 4./5. Jahrhundert im Mittelmeerraum und vor allem in Nordafrika wesentlich zu einer Synthese des damaligen philosophischen und theologischen Wissens und zu einer frühen Blüte des Christentums in Afrika nördlich der Sahara beigetragen hat.

Und aus der Gegenwart?
Pater Josef Kentenich (1885-1968), Gründer der Internationalen Schönstattbewegung, als prophetische Gestalt in einer Zeit des Umbruchs in Kirche und Gesellschaft. Er antizipierte das Laienpostolat und die Säkularinstitute, mit einer originellen Laienspiritualität und der Ausrichtung auf schöpferische Weltgestaltung. In vieler Hinsicht war er in seiner Gründung der Orientierung und den Zielen des Zweiten Vatikanischen Konzils voraus und zeigte Wege, diese zu verwirklichen.

Sollen die Gottesdienste so bleiben, wie sie sind, oder soll es weitere Reformen geben?
Statt weiterer Reformen sollten eher die nachkonziliaren Erneuerungen sinnvoll gepflegt und verständlich gemacht werden. Es fehlt im Großen und Ganzen an litrugischem Verständnis einerseits und an der spirituellen Einstellung der Gemeinde andererseits. Obwohl in Afrika schon viel an Inkulturation erreicht worden ist, sind weitere Anpassungen an kulturelle Charakteristika notwendig (vor allem was Musik, Tanz und dgl. betrifft). Allerdings muß dies mit Umsicht, Maß und Kenntnis der kulturellen Bedürfnisse geschehen.

Halten Sie es für wichtig, daß man jeden Sonntag zum Gottesdienst geht?
Ja unbedingt, ich halte das für ganz wichtig, nicht als ein „Muß , sondern als Freude am Glauben. Dabei ist die Regelmäßigkeit eine gewisse Disziplin, ohne die keine bleibende Spiritualität auf die Dauer bestehen kann. Die Feier des Glaubens in der Gemeinde schafft auch Gemeinschaft und bewahrt vor Individualismus.

Welches Kirchenlied singen Sie sehr gern?
„Nun danket all und bringet Ehr" und „Wer unterm Schutz des Höchsten steht" - und in englisch:» Give me joy in my heart, keep me praising".

Wann, glauben Sie, wird die ökumenische Einheit aller Christen und Kirchen kommen?
In Afrika wird man mit einer solchen Vielfalt christlicher Konfessionen konfrontiert (Südafrika allein hat außer den Hauptkirchen über 3000 christliche Sekten), daß die Aussicht auf die ökumenische Einheit aller Christen und Kirchen vorläufig fast unerreichbar zu sein scheint. Was jedoch möglich und notwendig ist, ist das Aufeinanderzugehen, interkonfessioneller Dialog, sind gemeinsame Projekte, Offenheit füreinander und große Ehrfurcht.
Welchen besonderen Wunsch haben Sie an die Kirche?
Daß sie eine betende und weltgestaltende Kirche wird, die wach ist für die Zeichen der Zeit und schöpferisch darauf reagiert.

Edith Raidt
Die viel vielfältig mit dem Ehrendoktor ausgezeichnete Schönstätter Marienschwester ist seit 1954 in Südafrika tätig. Sie wurde 1932 in Ellwangen geboren, seit 1952 ist sie Mitglied des Schönstätter Säkularinstituts; studierte Germanistik und Historische Sprachwissenschaft an der Universität Kapstadt, wo sie 1965 über die Entwicklung des Afrikaans promovierte. Dozierte an der Universität Kapstadt, ab 1971 bis zu ihrer Emeritierung 1996 als Professorin für Historische und Afrikaanse Sprachwissenschaft an der Universität Witvatersrand, Johannesburg. Sie ist Mitgründerin und seit 1999 erste Präsidentin der Katholischen Hochschule „St. Augustine College of South Africa" in Johannesburg. Nebenamtlich entwickelte sie seit 1982 Kurse in christlicher Unternehmensführung und Wirtschaftsethik auf weltweiter Ebene.

 

Frage-Antwort-Spiel mit Jörg Zink

Lesen Sie gern in der Bibel?
Ja, ich lese sie nicht nur gern, sondern ich halte es für lebensnotwendig, daß ich es tue. Es ist der Sinn und die Erfüllung meines Lebens gewesen, daß ich mich seit nun sechzig Jahren fast täglich mit ihr beschäftigt habe.

Was gefällt Ihnen an der Kirche?
Mir gefällt, daß ich mir nicht denken könnte, anderswo annähernd vergleichbar verläßlichen, einfühlsamen und hilfreichen Menschen begegnen zu können. Mir gefällt, daß sie, wenn sie Mut faßt, etwas zu sagen hat. Daß sie die Vergangenheit lebendig hält, die Gegenwart anspricht und die Zukunft klärt. Daß sie der leibhafte Wirkraum des Evangeliums von Jesus Christus ist. Und daß uns das Glück gegeben ist, in ihr mitzuwirken an der Befreiung der Menschen und an der gemeinsamen Liebe zu ihnen.

Was nicht?
Wir sind allzu viel mit uns selbst, mit unseren Sorgen, unseren Lehren, unserer Rechthaberei beschäftigt. Mich stört der kleinkarierte Gruppengeist, der bis in die höchsten Ämter hinaufreicht. Auch was an ihr Müdigkeit ist und Resignation. Mich stört, daß vom Reichtum ihrer spirituellen Schätze oft so wenig zu spüren ist.

Welchen Heiligen und welche Heilige mögen Sie?
Wenn ich denke, wie gern ich immer Eis gegessen habe, so werden es wohl die Eisheiligen sein. Aber im Ernst: meine Frau. Sie ist nicht vollkommen, wie auch keiner und keine unter den Heiligen vollkommen war. Aber heilig heißt ja: vom heiligen Gott gesegnet. Und dann heißt es: Orientierungspunkt, Trost und Hilfe zu sein für andere. Im übrigen verehre ich viele unter den Heiligen, auch wenn sie so unvollkommen waren wie die große Teresa von Avila. Aber als Modell und Prägemuster für ein Leben, das von Gott her seinen Auftrag und seine Größe hat, steht mir Jesus Christus vor Augen.

Eine Gestalt aus der Kirchengeschichte?
Meister Eckhart, Nikolaus von Cues, Gerhard Tersteegen.

Und aus der Gegenwart?
Viele bescheidene Christen, die ihr Geschick mit Geduld und Vertrauen und mit ganzer Kraft durchstehen. Und alle die vielen Opfer von Gewalt oder Vernachlässigung, die ich rund um die Welt sehe, sind mir wichtig.

Sollen die Gottesdienste so bleiben, wie sie sind, oder soll es weitere Reformen geben?
Unsere Gottesdienste wandeln sich in unserer Zeit tief und vielfältig. Und es gibt immer wieder den einen oder anderen, von dem ich sage: Das ist es! So muß ein Gottesdienst sein! So gesammelt. So hörend. So still. So fröhlich. So aktuell. An der Form liegt nicht viel. Von allein sollte ein Gottesdienst niemals das Kainszeichen einer konfessionellen Rechthaberei an sich tragen, wenn er den Gastgeber jedes Gottesdienstes, nämlich Jesus Christus, kennzeichnen und feiern will. Ich denke, daß die Kirchen, wenn sie ihre Gottesdienste prüfen, gegenseitig viel voneinander lernen können.

Halten Sie es für wichtig, daß man jeden Sonntag zum Gottesdienst geht?
Das ist eine gute Sitte. Aber oft gibt mir eine gesammelte Zeit in der Morgenstunde mehr als der Gottesdienst einer Gemeinde. Außerdem ist der sonntägliche Gottesdienst nur eins von den Mustern, nach denen ein Leben seinen geistlichen Rhythmus bekommt. Es gibt auch die tägliche Meditation oder das gemeinsame Stundengebet. Am Gottesdienst ist wichtig, daß wir erkennen: Was du bist und hast, das bist du vor allem durch die Gemeinschaft, in der du stehst, und deine Aufgabe liegt in der Gemeinschaft, in die dich dein Wohnort stellt. Aber bitte: Keine Gesetze erlassen, über den sonntäglichen Pflichtbesuch etwa. Das Leben, auch das geistliche, ist reicher als solche Ordnungen.

Welches Kirchenlied singen Sie gern?
Leider sind unsere Kirchenlieder meist so hoch intoniert, daß ich mit meinem Altersbaß nicht mehr mitsingen kann. Aber ich bin dankbar für die mehr als hundert Kirchenlieder, die ich als Kind habe auswendig lernen müssen. Ich höre gern: „Morgenglanz der Ewigkeit. Licht vom unerschaffnen Lichte. Schick uns diese Morgenzeit deine Strahlen zu Gesichte und vertreib durch deine Macht unsere Nacht."

Wann, glauben Sie, wird die ökumenische Einheit aller Christen und Kirchen kommen?
Wenn wir unter ökumenische Einheit eine mächtige Überkirche verstehen, dann hoffentlich nie. Wenn wir darunter die vielfältige Gemeinsamkeit des Glaubens und der Feier, der öffentlichen Tat und der barmherzigen Liebe verstehen, ist sie Gegenwart, überall, wo wir sie wollen. Das Gemeinsame überwiegt schon heute weit das Trennende.

Welchen besonderen Wunsch haben Sie an die Kirche?
Man möge ihren Klagen über ihre finanziellen Engpässe mehr Gelassenheit und Vertrauen anmerken.



Jörg Zink wurde 1922 geboren in der alternativen Gemeinschaftssiedlung Habertshof in Hessen. Aufgewachsen in Ulm. Vom 18. bis 23. Lebensjahr Teilnahme am Krieg. Danach Studium der Philosophie und der Theologie in Tübingen, vor allem bei Eduard Spranger, Helmut Thielicke und Romano Guardini; Promotion. Ab 1952 theologischer Lehrer am Evangelischen Stift dort. Zunächst ab 1955 Gemeindepfarrer in Esslingen, danach Direktor des Burckhardthauses, einer Jugendzentrale der Evangelischen Kirchen in Gelnhausen und Berlin. Ab 1961 Beauftragter der Evangelischen Kirche für Fernsehfragen und Fernsehsendungen. In den 70er und 80er Jahren viele Reisen in den Nahen Osten zur Publikation der Hintergründe des biblischen Glaubens. Filme und Arbeiten in allen publizistischen Sparten. Ab 1970 Gründer und Leiter einer Jugendfarm in Stuttgart, vor allem zugunsten behinderter Kinder, zusammen mit einer Bürgerinitiative. Verheiratet seit 54 Jahren mit der Musikerin Heidi, geb. Daur. 1 Sohn, 3 Töchter, 1 Enkelin, 3 Enkel. Insgesamt sagt er von sich selbst, er sei ein glücklicher Mensch und habe ein erfülltes Leben gehabt.


2. Feriensonntag, 16. Juli/17. Juli 2005

Frage-Antwort-Spiel mit Kai Diekmann

Lesen Sie gern in der Bibel?
Ja. Im Lärm von Tagespresse, Agenturmeldungen und TV bietet die Bibel in einfachen Worten Besinnung, Tiefe, Hoffnung, Gelassenheit.

Was gefällt Ihnen an der Kirche?
Die Gemeinschaft der Gläubigen, die Verbindung von Lebensnähe und Tradition, die Konzentration auf den Glauben, die spirituelle Dimension.

Was nicht?
Zuweilen ihr mangelndes Selbstbewußtsein in wichtigen Debatten.

Welchen Heiligen und welche Heilige mögen Sie?
Ich glaube an Gott und seinen Sohn Jesus Christus, aber mit den Heiligen tue ich mich ein wenig schwer.

Eine Gestalt aus der Kirchengeschichte?
Auch wenn ich die Folgen bedaure - sicherlich Martin Luther.

Und aus der Gegenwart?
Johannes Paul II. - ganz sicher der bedeutendste Papst des 20. Jahrhunderts und ein Glücksfall für die Kirche: Ein Intellektueller mit großem praktischen Verstand; ein Mystiker mit Mut zum Handeln; kein Politiker, aber politisch unerhört erfolgreich.

Sollen die Gottesdienste so bleiben, wie sie sind, oder soll es weitere Reformen geben?
Ich bin ein Freund des Hergebrachten. Aber die Form ist generell zweitrangig. Entscheidend sind Konzentration und Qualität. Welche Liturgie auch immer dies fördert, ist mir willkommen.

Halten Sie es für wichtig, daß man jeden Sonntag zum Gottesdienst geht?
Ja, auch wenn es für Journalisten nicht immer einfach ist. Der sonntägliche Kirchgang erinnert an die meditativ-geistliche Bedeutung des Sonntags und macht klar: Wir leben nicht nur, um werktags tätig zu sein.

Welches Kirchenlied singen Sie sehr gern?
„Großer Gott, wir loben Dich."

Wann, glauben Sie, wird die ökumenische Einheit aller Christen und Kirchen kommen?
Im Sinne einer wirklichen Einheit aller Christen im Glauben: Wohl nie.
Welchen besonderen Wunsch haben Sie an die Kirche?
Noch mehr Konzentration auf die Stärkung der christlichen Erziehung.

Kai Diekmann ist seit 2001 Chefredakteur von „Bild; zugleich Herausgeber dieses Blattes wie auch von „Bild am Sonntag". Er wurde 1964 in Ravensburg geboren, machte sein Abitur in Bielefeld und absolvierte nach seinem Wehrdienst (1983-85) ein zweijähriges Volontariat im Axel Springer-Verlag (Hamburg, Bonn, New York). Danach zwei Jahre Korrespondent für „Bild" in Bonn, von 1989 bis 1991 Chefreporter der Illustrierten „Bunte“. Nach einem kurzen Abstecher zur „Berliner Zeitung“ war er von 1992 bis 1997 stellvertretender Chefredakteur von „Bild“ und von 1998 bis 2000 Chefredakteur von „Welt am Sonntag“. Diekmann ist mit der Bild-Kolumnistin Dr. Katja Kessler verheiratet, sie haben zwei Kinder.

 

Frage-Antwort-Spiel mit Gernot Facius

Lesen Sie gern in der Bibel?
Wenn, dann lese ich in der Bergpredigt nach, wohlwissend, daß es schwer ist, sie 1:1 umzusetzen.

Was gefällt Ihnen an der Kirche?
Die Gemeinschaft der Gläubigen. Daß so unterschiedliche Frömmigkeitsformern unter ihren Dach Platz finden. Allerdings ist „Kirche" für mich mehr als nur die römisch-katholische Variante.

Was nicht?
Die Hinwendung zu einem als überwunden geglaubten Konfessionalismus, die übersteigerte Klerikalisierung.

Welchen Heiligen und welche Heilige mögen Sie?
Wenn schon, dann Franziskus oder Benedikt. Ansonsten bin ich sehr skeptisch gegenüber der Heiligenverehrung. Wenn man daran denkt, wie aus (Kirchen-)politischen Gründen Heilige „gemacht" werden, vor allein in der Gegenwart, dann sträuben sich einem die Haare!

Eine Gestalt aus der Kirchengeschichte?
Sicher Johannes XXIII., aber auch die Bekennerbischöfe unter totalitären Regimen und Christen wie der Protestant Dietrich Bonhoeffer. Und aus der Gegenwart?
Alle, die das christliche Zeugnis glaubwürdig verkünden, vor allem in den entchristlichten Teilen Deutschlands und Osteuropas. Und alle, die sich gegen einen überdehnten kirchlichen Machtanspruch zur Wehr setzen.

Sollen die Gottesdienste so bleiben, wie sie sind, oder soll es weitere Reformen geben?
Gegenüber dem Wort „Reform" bin ich sehr vorsichtig geworden. Ich wünsche mir würdige Gottesdienste, keine Herumkaspereien. Belassen wir es doch bei der Vielfalt, die, zum Katholischsein gehört. Von oben verordnete liturgische Veränderungen haben, wie die Geschichte zeigt, mehr Verwirrung denn Freude gestiftet. Als eher „liberaler" Katholik habe ich viel Verständnis für die nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil eingeführten Neuerungen, ich habe aber auch keine Probleme mit der „alten" Messe.

Halten Sie es für wichtig, daß man jeden Sonntag zum Gottesdienst geht?
Ja, wenn das innere Verlangen da ist und man nicht nur ängstlich einem Kirchengesetz folgt. Hand aufs Herz: Wie viele Journalisten sind in der Lage, der „Sonntagspflicht" nachzukommen?

Welches Kirchenlied singen Sie gern?
„Großer Gott, wir loben dich!" Und weil es Erinnerungen an die eigene Jugend wach ruft: „Ein Haus voll Glorie schauet`: Als Katholik mit böhmischem Hintergrund geht mir natürlich bei der Schubert-Messe das Herz auf

Wann, glauben Sie, wird die ökumenische Einheit aller Christen und Kirchen kommen?
Wenn man darunter die Einheit in einer einzigen Kirche versteht, dann noch lange nicht. Eine „Rückkehr-Okumene" im römischen Sinne scheidet wohl aus. Denkt man die ökumenischen Voraussetzungen im Rahnerschen Sinne, dann käme man dieser Einheit schon näher - vielleicht wäre sie sogar schon da.

Welchen besonderen Wunsch haben Sie an die Kirche?
Weniger Ängstlichkeit gegenüber dem Disput, mehr Mut zur Demut und zum Anderssein in dieser ökonomisch bestimmten Welt - und daß sie Bischöfe hervorbringt, die nicht aalglatt den Weg des geringsten Widerstandes gehen.



Gernot Facius wurde 1942 in Karlsbad (Sudetenland) geboren, erfuhr seine schulische und religiöse Sozialisation in der ober-hessischen Diaspora, volontierte beim (katholischen) .,Fränkischen Volksblatt" in Würzburg und beim „Gießener Anzeiger", arbeitete fünfeinhalb Jahre als Rundfunkredakteur in Frankfurt am Main und beteiligte sich später am Aufbau der Nachrichtenagentur ddp in Bonn. Seit 1976 gehört Gernot Facius zur Redaktion der Tageszeitung „Die Welt“ Er war unter anderem Nachrichtenchef, Leiter des Meinungsressorts und Stellvertrender Chefredakteur in der Zentralredaktion in Berlin. Gegenwärtig schreibt er von Bonn aus vor allem über Kirche und Gesellschaft.


1. Feriensonntag, 10./11. Juli 2005

Frage-Antwort-Spiel mit Gundula Gause

Lesen Sie gern in der Bibel?
Ja, immer öfter, vor allem die Psalmen und immer wieder gerne die Bergpredigt. Manchmal „schmökere" ich aber auch nur und bin ganz überrascht, was im „Buch der Bücher" zu finden ist.

Was gefällt Ihnen an der Kirche?
Auch als Protestantin fühle ich mich in der katholischen Kirche Zuhause, wobei ich mich freuen würde, wenn ich mich nicht mehr bei der Kommunion ausgeschlossen fühlen müßte. Für mich bedeutet Kirche Heimat - ein Spiegel unserer Kultur in dem Spannungsfeld zwischen Weltoffenheit, dem Blick über den eigenen Tellerrand hinaus und einer gewissen Geborgenheit im Glauben. Auch gefallen mir besonders die kirchlichen Feste, die das Individuum in der Gemeinschaft der Gläubigen miterleben kann: Weihnachten und Ostern sind mir bewußte Höhepunkte des Jahres.

Was nicht?
Ab und an erlebe ich Kirche etwas „apparathaft" und statisch. Auch gibts immer mal wieder langweilige Gottesdienste, theologische Verrenkungen oder auch Predigten, die eher Nacherzählungen sind. Der Abstand zwischen Amtskirche und den Menschen auf der Straße ist immer noch zu groß, trotz aller Bemühungen der Kirche, auf die Menschen zuzugehen. So gibt es immer wieder einzelne Angebote - etwa für Kinder, Familien, ältere Menschen oder auch Randgruppen wie Obdachlose. Die große Klammer gelingt noch nicht.

Welchen Heiligen und welche Heilige mögen Sie?
Die heiligen Peter und Paul: Petrus als Fürst über die ganze Kirche, Paulus als Lehrer aller Völker. Und heute: die „Heiligen des Alltags" - Opfer von Gewalt und Angehörige von Gewaltopfern.

Eine Gestalt aus der Kirchengeschichte?
Martin Luther - als guten Spalter.

Und aus der Gegenwart?
Karl Kardinal Lehmann - als guten Versöhner.

Sollen die Gottesdienste so bleiben, wie sie sind, oder soll es weitere Reformen geben?
Als Protestantin mit katholischer Familie nehme ich überwiegend an katholischen Gottesdiensten teil, die mir grundsätzlich gefallen. Als besonders positiv empfinde ich die Kinderwortgottesdienste, die in meiner Gemeinde sehr kindgerecht und fantasievoll gestaltet werden. In den Gottesdiensten selbst vermisse ich ab und an einen Raum für Stille, für eigene Gedanken - kurz: es wird zuviel gesprochen. Auch könnte man über Möglichkeiten nachdenken, die Gemeinde noch mehr einzubeziehen. Ein Großteil der Gemeinde nimmt die Gottesdienste zu passiv hin.

Halten Sie es für wichtig, daß man jeden Sonntag zum Gottesdienst geht?
Ja, in der heutigen schnellen Zeit fehlt der Raum für Besinnung. Der sonntägliche Kirchgang kann denn Tag einen feierlichen Höhepunkt und Gelegenheit zum Nachdenken bieten.

Welches Kirchenlied singen Sie sehr gern?
„Großer Gott, wir loben Dich!" Aber ich höre lieber, als daß ich singe. Und zwar: klassische geistliche Musik, wie etwa das Weihnachtsoratorium oder die Matthäus-Passion von Bach. Oder auch: Bach-Präludien auf der Domorgel von Mainz, gespielt vom Domorganisten Albert Schönberger.

Wann, glauben Sie, wird die ökumenische Einheit aller Christen und Kirchen kommen?
Schwierig: wir leben heute eine Ökumene des Geistes, keine Ökumene des Lebens. Das ist ein Luxus, den wir uns in diesem Teil der Erde erlauben können. Als Schirmherrin des missio-Afrikatages und Nachrichten-journalistin berühren mich Hungersnöte und Elendsprobleme in vielen Ländern der Dritten Welt sehr. Was können gemeinsame Ziele sein? Wie sind Gläubige dieser Welt gemeinsam zu begeistern? Wir leben heute einen lebendigen Austausch und müssen für heute die Verschiedenheit akzeptieren.

Welchen besonderen Wunsch haben Sie an die Kirche?
Mein Schwager, missio-Referent in der Diözese Trier, sagt bei diesem Thema immer: „Machts wie Jesus!"; denn von Jesus lernen beißt: Gut sein tut gut. Schwachen helfen macht Sinn, schenkt Freude.

Gundula Gause ist seit 1993 Co-Moderatorin im heute-journal des ZDF. 1965 in Berlin geboren. Studium der Politikwissenschaft, Geschichte und Publizistik in Paris und Mainz. Beim ZDF seit 1989: Redaktion und Moderation von heute-Sendungen, im Morgenmagazin und im gesell-schaftspolitischen Magazin „Nachbar“`: Als Evangelische glücklich katholisch verheiratet, drei Kinder. Schirmherrin des missio-Afrika-Tages 2004.

 

Frage-Antwort-Spiel mit Dagmar Mensink

Lesen Sie gern in der Bibel?
Ja - in den letzten Jahren aber leider viel zu selten. Jetzt möchte ich die biblischen Erzählungen wieder intensiver studieren, um sie meiner kleinen Tochter nicht nur vorlesen, sondern auch erzählen zu können.

Was gefällt Ihnen an der Kirche?
Allen Irrungen und Wirrungen zum Trotz ist die Botschaft des Evangeliums von der Zuwendung Gottes zum Menschen in der Kirche lebendig geblieben, das fasziniert und überzeugt mich.

Was nicht?
Daß Verantwortliche in den Kirchen offenbar manchmal der Kraft ihrer eigenen Botschaft nicht trauen. Mich hat erschreckt und als katholische Christin auch verletzt, wie der Theologin Regina Ammicht Quinn die kirchliche Lehrerlaubnis verweigert wurde, ohne mit ihr auch nur zu sprechen oder sie zu eventuellen Vorbehalten zu befragen.

Welchen Heiligen und welche Heilige mögen Sie?
Diese Frage habe ich mir noch nie gestellt. Mich beeindrucken die Glaubenszeugnisse vieler Menschen, eines Augustinus oder eines Blaise Pascal ebenso wie das einiger Menschen, die ich kenne, die aus der Kraft des Glaubens leben und handeln. Sie sind für mich Anspruch und Ermutigung zugleich.

Eine Gestalt aus der Kirchengeschichte?
Immer wieder Papst Johannes XXIII.

Und aus der Gegenwart?
Menschen, die aus dem Glauben heraus mit großer Klugheit Projekte entwickeln, die effektiv Not und Ungerechtigkeit entgegentreten, wie Schwester Lea Ackermann zum Beispiel.

Sollen die Gottesdienste so bleiben, wie sie sind, oder soll es weitere Reformen geben?
Ich habe viel Freiheit in der Gestaltung von Gottesdiensten erlebt, und natürlich sind Bedürfnisse von Jugendlichen andere als die von älteren Menschen. Wichtig ist mir, daß man in der Form den Respekt erkennen kann für das, worum es geht. Dann wird ein Gottesdienst auch als Ort von Kultur erfahren.

Halten Sie es für wichtig, daß man jeden Sonntag zum Gottesdienst geht?
Ja, auch wenn ich es mit kleinem Kind nicht jeden Sonntag schaffe. Eine Stunde in der Woche inne zu halten, Gott für das Gewesene zu danken, um Verzeihung zu bitten, eigene Bitten auszusprechen - das muss einen festen Platz haben, um in der Hektik des Alltags nicht einfach wegzurutschen.

Welches Kirchenlied singen Sie gern?
„Macht hoch die Tür", „ Wer unterm Schutz des Höchsten steht...“

Wann, glauben Sie, wird die ökumenische Einheit aller Christen und Kirchen kommen?
Ein anderer hat an dieser Stelle geschrieben: „Am Tag, an dem alle Eitelkeiten sinnlos werden" Das beschreibt die Aufgabe auf dem Weg dorthin: einander mit Respekt zu begegnen; Unterschiedliches zu benennen, aber nicht als Trennendes zu begreifen. Mich würde sehr freuen, wenn ich noch erleben könnte, daß alle Christen und Christinnen bei einer Feier des Abendmahls und der Eucharistie willkommen sind.

Welchen besonderen Wunsch haben Sie an die Kirche?
Daß sie nach innen und nach außen den Mut hat, die Zeichen der Zeit im Lichte des Evangeliums zu betrachten, ohne falsche Scheu vor unbequemen Wahrheiten und ohne die beständige Sorge um ihren Selbsterhalt.



Dagmar Mensink
Sie ist seit November 2003 Referentin für Kirchen und Religionsgemeinschaften beim Parteivorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Geboren 1963, aufgewachsen in Münster/Westfalen, studierte sie nach dem Abitur Theologie und Philosophie in Tübingen und Jerusalem. Von 1993 bis 2003 war sie Referentin an der Akademie des Bistums Rottenburg-Stuttgart. Sie ist Mitglied der Theologischen Kommission des Katholischen Deutschen Frauenbundes und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, dort auch des Gesprächskreises Juden-Christen. Sie ist Mitbegründerin und Mitglied von AGENDA-Forum katholischer Theologinnen e.V. Dagmar Mensink ist verheiratet und hat eine Tochter.



 


Um Ihnen ein angenehmes Online-Erlebnis zu ermöglichen, setzen wir auf unserer Webseite Cookies ein. Durch das Weitersurfen auf www.liebfrauen.de erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden. Hier erfahren Sie alles zum Datenschutz