Predigt in Reimform von Rafael van Straelen

Am Karnevalswochenende hat Pfarrer Rafael van Straelen in Reimform gepredigt. Wir wollen (auf mehrfache Nachfrage) diese auch hier veröffentlichen.

Liebe gläubige Frau, lieber Christenmann,
hört mich, Euren Pastor, jetzt bitte an;
ich setzte mich die Tage an die Predigt dran
und zu den Gedanken Reim und Vers ersann.

All die Jecken, Narren und Karnevalsleut
sind in diesem Jahr wieder hocherfreut:
Denn in diesen Tagen gibt’s närrisches Treiben,
das die letzten zwei Jahr musste unterbleiben.

Nach drei Jahren pandemischer Corona-Lage
freuen sich viele auf diese Karnevalstage,
endlich wieder feiern und Frohsinn erleben,
das wird Geist, Gemüt und Seele erheben.

Feiern und Singen, Schunkeln und Lachen,
Gags und Büttenrede, die Freude machen,
Tusch, Hallermarsch und Klatschpolonaisen
bestimmen das karnevalistische Wesen.

Manche mögen sich hier wohl insgeheim fragen,
ist Predigt in Vers und Reim denn gut zu ertragen,
wo es doch kaum etwas gibt zum Lachen
angesichts Krieg, Erdbeben, Missbrauchssachen.

Ja, es gibt viel Leid, viel Ärger zu erleben in der Welt,
um unsere Kirche ist es auch nicht besser bestellt:
Es wird geredet von Reformen und Erneuerung,
doch kommt kein Schritt voran, nichts dabei rum.

Viele Menschen wenden sich von der Kirche ab,
sie haben die Skandale, den Umgang damit satt.
Die Bischöfe kleben am Stuhl und machen weiter,
statt aufs Volk - schaun sie auf ihre Karriereleiter.

[Hier weiche ich kurz ab vom Text:
Franziska Giffey zeigt sich in diesen Tagen ganz episkopabel.
Sie könnte Bischöfin werden.
Denn eine Eigenschaft bringt sie schon mit:
Wie manche Bischöfe klebt sie an ihrem Stuhl.]

Mir tut der Austritt aus der Kirche leid und weh,
wenn ich die Gegangenen spreche und seh.
Denn sie würden gern in der Gemeinschaft bleiben,
doch nicht länger an den Bischöfen sich reiben.

Sie wollen bleiben Christen mit Glaubensgewinn,
Jesus Anhänger, die suchen nach Gott und dem Sinn.
Da bin ich ihnen nah und sympathisch an der Seite,
denn auch ich träume von der christlichen Weite.

Dass jeder Mensch bei Gott willkommen ist,
dass alle von IHM geliebt sind als Christ,
dass der Glaube, die Beziehung zum Herrn
dem Menschen hilft und leben lässt gern.

Denn darum geht es doch im christlichen Glauben,
dass wir Lebensfreude mehren und nicht rauben;
die Freude der Menschen am Leben zu mehren,
dazu war der Gottessohn hier bei uns auf Erden.

Die Würde des Menschen von Gott her zu schützen,
dazu gilt es seine Worte und Weisung zu nützen.
Darum bleibt auch für jene, die gingen fort,
unsere Kirche, unsere Pfarrei - ein offener Ort.

In unserer Pfarrei ist auch immer ganz viel los,
ohne Frage die Themen sind schwer und groß,
mit denen die Gremien sich haben zu befassen,
sie dürfen die Dinge nicht auf sich beruhen lassen.

Es gilt miteinander zu überlegen, ja zu gestalten,
wie wir Gebäude und Kirchen künftig verwalten.
Ebenso wann und wo wir Gottesdienste feiern,
damit wir die Gebete nicht hastig herunterleiern.

Neben dem, was zu beraten und entscheiden ist,
treffen wir uns auch als Christin und Christ,
zu begegnen, zu feiern, Musik, Kultur zu erleben,
miteinander mit Freude den Glauben zu leben.

Hier dank ich all den vielen Männern und Frauen,
den Kindern, der Jugend, die hier Kirche bauen;
die hier vor Ort in Liebfrauen leben und zeigen an,
wie Gemeinde hoffnungsfroh gelebt werden kann.

Ich komm nun zurück auf Karneval in diesen Tagen.
Bei närrischem Treiben hat sich manches zugetragen,
das den Menschen lässt freudig und kräftig lachen;
es hat auch gegeben wohl weniger lustige Sachen.

So manche Büttenrede wühlt die Gemüter ja auf,
die Strack-Zimmermann war ja scharfzüngig drauf,
als sie als böse Königin nahm in Aachen ins Visier,
Putin, Orban und Friedrich Merz mit viel Pläsier.

Sie und weitere Personen männlichen Geschlechts
nannte sie Zwerge im Verlauf ihres Wortgefechts.
Sie nahm manch männlich Gehabe auf die Schippe,
und wertete manch Ausspruch als heikle Klippe.

Jetzt regt sich Politik und Gesellschaft darüber auf,
wie darf man sich äußern in Bütt und Karnevalsverlauf.
Unter der Narrenkappe – so Erfahrung und Tradition,
geht schon mal daneben der vermeidlich gute Ton.

Hätte Merz über sich als Flugzwerg doch gelacht,
und noch einen Scherz obendrauf dazu gemacht,
hätt er es genommen mit gelassenem Frohsinn,
käm Affront zu Karneval niemand in den Sinn.

Bevor ich mich weiter in Kommentaren ergehe,
über politischer Debatte, derer ich nicht verstehe,
sei der Blick nun gelenkt in diesem Kirchenhaus
auf Gottes Wort; da kenn ich mich etwas aus.

Das Evangelium heute so hoch und so her:
Die Worte Jesu sind doch richtig schwer.
Da spricht der Herr zu den Seinen entschieden:
Nicht nur euch, auch den Feind sollt ihr lieben!

Ja, der Herr Jesus hat es wirklich gemeint,
dass als Jünger man hat zu lieben den Feind.
Das sei das Kennzeichen der christlichen Leut,
das gelte in der Nachfolge damals wie heut.

Lässt man Christen und andere Leute raten,
was ist christlich Gebot und sind gute Taten,
dann höre ich: Christlich ist mit allen Trieben
Gott und den Nächsten doch wohl zu lieben.

Christlich sei: Nächstenliebe zu verrichten.
Doch dies gilt nicht zuerst und allein, mitnichten.
Die Nächstenliebe steht nicht im Dekalog;
Doch sie ist zuerst der Juden gegebenes Gebot.

In der ersten Lesung haben wir es vernommen:
Von Gott haben die Juden es gesagt bekommen.
Der Mose, der hat von Gott die Weisung erhalten,
die Beziehung zum Nächsten in Liebe zu gestalten.

Sie sollen dies tun, um alle heilig zu werden;
wie Gott im Himmel es ist; so sie hier auf Erden.
Sie sollen nicht rächen, nicht nachtragend sein;
im Herzen ohne Hass gegen den Anderen sein.

Und Jesus, er greift auf dem Berg die Worte auf,
und legt eine Zuschärfung noch obendrauf:
Ich aber sage euch, so der Herr ganz entschieden,
müsst nicht nur euch, sondern den Feind auch lieben!

Und mit der Feindeslieb allein ist es nicht getan;
der Mann aus Nazareth führt noch Weiteres an:
Allen Menschen, die euch doch nur hassen,
müsst ihr einfach Gutes angedeihen lassen.

Wer euch und euer Leben meint zu verfluchen,
für den sollt ihr Gott um den Segen ersuchen.
Wenn einer euch schlägt, werdet nicht bange,
haltet sie ruhig gern hin, die andere Wange.

Ganz egal, um was euch ein Mensch bedrängt,
statt leihen, besser ihr es ihm gleich schenkt.
Wer dich bittet: Geh mit mir nen Schritt!
Mit dem geh gleich ne zweite Meile mit!

Liebt jedes Wesen, grüßt und helft jedermann.
Denn alles andere ist doch nur Sünder Kram.
Seid ohne Hass und lernt die Feinde lieben,
nur so lässt sich das Böse Gott gemäß besiegen.

Denn mit „Auge für Auge und Zahn für Zahn“
kommt Gottes Himmelreich nicht voran.
Wenn es gilt das böse Treiben zu besiegen,
dann bleibt nur Liebe als Herzensanliegen.

Liebe Schwestern im Glauben und liebe Brüder,
doch wer findet sich in Jesu Worten wieder?
Jesu Wort provoziert und fordert uns heraus,
ich nehme mich selbst davon gar nicht raus.

Jesus will umgestalten diese unsere Welt,
dass sie wird durch uns als Licht erhellt;
dass ein besseres Leben für alle möglich sei,
der Mensch leben kann glücklich und frei.

Denn Hass, Misstraun, Missgunst und Feindschaft
rauben des Menschen Leben die Freude, die Kraft.
Der Kreislauf des Bösen muss durchbrochen werden,
sonst wird nicht sein gerechter Frieden auf Erden.

Darauf weist der Herr Jesus seine Jünger hin.
Seine Worte mögen prägen auch unseren Sinn.
ER, der Herr wird uns dazu seine Geistkraft geben,
und uns mit Segen begleiten in unseren Leben.

Nun, ihr aufmerksamen, lieben Christenleut,
ich mache mit der Predigt jetzt Schluss für heut.
Der Worte sind genug über die Lippen gekommen,
habt sie wohl mit Verstand und Herz vernommen.

Ich euer Pastor, ein Mensch und Gottesmann,
bleibe hoffentlich bei den Menschen nah dran;
werde weiterhin – bei allem Ärger und auch Frust,
meinen Dienst für euch tun mit Freude und Lust.

Hier sprach ich zu Euch, wehrte Herren und Damen:
Und ende mit Alaaf, Helau und Amen!
Veröffentlicht: 21.02.2023



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