Lesung - "Ich war auf der Flucht, und Du hast..."

Es war ein beeindruckender Abend, mit beeindruckenden Geschichten, von Menschen wie Du und ich, die durch Machtmissbrauch, Krieg und Abschiebung plötzlich aus der Bahn geworfen werden. Menschen wie Du und ich, die voll Leidenschaft leben, trotz aller Grausamkeit die große Hoffnung der Menschen das die Gerechtigkeit siegt, dass sie Solidarität erfahren, Liebe und Annerkennung erleben. Diese drei Geschichte, die Sebastian Aperdannier da zu Gehör brachte, die er geschrieben hat, sie hätten genauso in den letzten Wochen und Monaten so passieren können. Seine Sichtweise mit den Geflüchteten, seine Solidarität und Liebe zu den Menschen kam stark zum Ausdruck.
Da war Joseph aus Mali, dessen Bruder samt seiner Familie von der Regierung Malis umgebracht wurde. Joseph will in dieser Situation, wo er auf der Todesliste steht, sich retten. Seiner Frau, seinem Sohn und seiner Tochter Zukunft geben in Freiheit und Frieden. Und so macht er sich auf den Weg und erzählt seinen Kinder unterwegs unendliche viele Geschichten, damit sie nicht nur Elend wahrnehmen. Schlussendlich kommen nur er und seine Tochter in Deutschland an. Frau und Sohn ertrinken kurz vor Lampedusa im Mittelmeer. Die Erzählung geht nahe und teilt doch auch so viel unendlichen Lebenswillen.
Oder Maria, die sich gleich zu Anfang des Krieges in der Ukraine mit der halben Nachbarschaft einem Pferd und einem alten Traktor von der ukranisch-belarussischen Grenzen nach Polen aufmacht. Auch sie zeichnet dieser unbändige Hoffnung aus, nicht zurück zuschauen, sondern nach vorne. "Wir sind erwartete. Es wird Menschen geben die uns aufnehmen, die unsere Situation sehen. Schaut nicht zurück, damit ihr nicht zur Salzsäule erstarrt, in der Schmerz des unendlichen Verlustes von Heimat und geliebten Menschen."
Auch diese Geschichte hat sehr nachdenklich gestimmt und irgendwie auch eine fast peinliche Einsicht provoziert. Wieviel Glück haben wir eigentlich in einem Land mit Wohlstand und in absoluter Freiheit zu leben.
Die dritte Geschichte hat das Thema Flucht ganz anders aufgeriffen. Es ging um Waldemar, der eigentlich Afghane ist, der gerade im Endspurt seine Altenpflegerausbildung ist, mitten in Deutschland auf einer Station für Demenzkranke. Für Menschen, die nur noch sehr, sehr wenig in der Realität leben, sondern so oft in ihren Fluchtgeschichten des zweiten Weltkrieges. Waldemar fühlt sich ein und geht mit diesen Menschen in ihre Welt und ermöglicht ihnen so auf spielerische Art und Weise eine Tagestruktur. Er ist beliebt, bei den alten Menschen, wie bei seinen Kollegen. Er verdient sein eigenes Geld, gestaltet seinen eigenes Leben fühlt sich ein Stück angekommen im neuen zu Hause - Deutschland. Und dann eines Morgens, sehr früh klingelt es an seiner Tür. Er wundert sich, öffnet. Ihm wird gesagt, dass sein Aufenthaltsrecht endet, das er abgeschoben wird, dass er 20 min, 20 Minuten Zeit hat um seine Sachen zu packen. Und dann geht es ganz schnell, zum Flughafen und zurück nach Kabul und dort kann er sich nur verstecken vor den Thaliban - bizarrer Weise mit einem Karnevalsbart aus Köln...
Irgendwann dann im August 2022 die Entscheidung, hier da wo andere meinen, dass sein zu Hause sein muss, macht er sich wieder auf, um seine alten Leute wieder zutreffen, die im Altenheim in Deutschland, die ihme seinen Namen gegeben haben Waldemar. Die Geschichte zu Waldemar dem Schwein, aus dem Buch von Uli Stein - Freunde, die geht mir auf dem erneuten jahrelangen Weg Richtung Deutschland.
Es war ein beeindruckender Abend mit sehr beeindruckenden Geschichten in einer Zeit von der viel, sehr viel auch von der Hoffnung lebt, auf Gerechtigkeit und Freiheit und Frieden.
Veröffentlicht: 13.04.2022



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