Impuls am Abend - Können wir Gott verzeihen?

„Gott, ich vergebe dir alles, was du mir angetan hast“, so hat eine Frau in ein Buch, das in einer Kirche in der Nähe von Lörrach ausliegt, geschrieben.
„Gott, ich vergebe dir“ ist eine unerhörte Aussage. Gilt nicht eher, dass Gott uns zu vergeben hat? Wir sind von Kindheit an gewohnt, Gott um Vergebung zu bitten für das, was wir ihm und anderen Menschen angetan haben. Allein in der Messfeier tun wir das etwa fünfmal.
Es gibt andererseits viele Menschen, denen das „ Leben übel mitgespielt“ hat, wie wir sagen. Haben wir nicht alle schon unverschuldet Schlimmes erlebt? Letztlich steht nicht ein blindes Schicksal dahinter, sondern Gott, der uns und die Welt so erschaffen hat. Er tut uns also seinerseits „was an“, wie die Frau schreibt. Darauf reagiert sie. 
Ich halte ihr Verhalten für einen Ausdruck tiefen Glaubens. Sie nimmt Gott ernst. Nicht das Leben oder das Schicksal hat ihr was angetan, sondern letztlich Gott selbst. Sie wendet sich nicht im Groll von ihm ab, sie findet sich nicht einfach damit ab und sagt resignierend “wer weiß, wofür das gut ist“. Sie bleibt in Beziehung zu ihm und schreibt: „Gott, ich vergebe dir“. 
Damit tilgt sie, was die Beziehung zwischen ihr und Gott belastet – die Schuld Gottes.
Das ist für mich erwachsener Glaube.
 Haben Sie Gott etwas zu vergeben, wagt zu fragen

Ihr Hans Döink
Veröffentlicht: 10.07.2020



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