Impuls am Abend - BE(F)REIT ZU TEILEN

Beim Stamm der Eipo, einer Bevölkerungsgruppe in West-Neuguinea, hat sich folgende Szene zugetragen:

„Ein kleiner Junge isst eine Wasserbrotwurzel, das Mädchen greift danach, beide fangen an zu weinen. Die Mutter kommt dazu, beide Kinder lächeln sie an. Der Junge reicht ihr von sich aus die Wurzel, sie bricht sie in zwei Teile und sie gibt beide Teile dem Jungen zurück. Der betrachtet sie einen Moment und gibt dann eines seiner Schwester.“

Eine einfache aber tiefgründige Geschichte. Der Junge und das Mädchen wollen beide die (ganze) Wurzel. Es kommt zum Streit und zu Tränen. Das Kommen der Mutter verändert die Situation. Beide Kinder lächeln sie an. Der Junge übergibt ihr freiwillig das Streitobjekt. Der Streit ist vergessen. Die Anwesenheit der Mutter ist wichtiger. Sie haben offensichtlich großes Vertrauen zu ihr.

Was die Mutter dann tut, hat mich überrascht. Ich – vielleicht Sie auch?- habe gedacht, dass die Mutter jedem Kind ein Stück geben würde. Sie hätte so den Kindern gezeigt, dass sie teilen sollen. Wahrscheinlich hätte ich in einer vergleichbaren Situation so gehandelt.

Die Mutter denkt sich in ihr Kind hinein. Sie respektiert seinen Willen und seine Gefühle und eröffnet ihm einen freien Raum für sein Handeln. Sie vertraut ihrem Sohn. Der ist befreit und bereit zu teilen.

Können Sie im Verhalten der Eipo-Mutter ein Bild für Gottes Umgang mit uns sehen?
Er möchte, dass wir be(f)reit sind zu teilen.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr Hans Döink

(Die Begebenheit ist erzählt in der Preisrede von Regine Munz für M. Frettlöh „Gott Gewicht geben“, 19.10. 2007)
Veröffentlicht: 20.05.2020



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