Sonntagsgruß

„Wer einem dieser Kleinen, die an mich glauben, Ärgernis gibt, für ihn wäre es besser, wenn ihm ein Mühlstein um den Hals gelegt und er  ins Meer geworfen wür-de“ (Mk 9,42, übersetzt von H. Thüsing*)
– dieser Vers gehört zum Evangelium, das am Sonntag verkündet wird. Im griechischen Urtext steht für Ärgernis das Wort skandalon – Skandal.
Auch wenn mit den „Kleinen“ nicht unbedingt Kinder gemeint sind; mir fallen sofort die Opfer ein, die in den letzten Jahren in unserem Land, in unserem Bistum durch kirchliche Täter missbraucht wurden. Missbrauchsstudie, Stellungnahmen, Kommentare, Presseerklärungen, Forderungen nach grundlegenden Veränderungen bestimmen in diesen Tagen auch in unserem Pastoralteam die Diskussion.
Skandalon - es ist mehr als ein Ärgernis, was den betroffenen Kindern und Jugendlichen angetan wurde. Eltern brachten einst ihre Kinder zu Jesus, damit er ihnen die Hand AUFlege. Weltweit haben Kleriker Hand AN ihre Opfer gelegt und damit die Frohbotschaft zu einer Drohbotschaft verkommen lassen.
Skandalon – es ist mehr als ein Ärgernis, dass Personen UNSERER Kirche jahrzehntelang diese Taten unter den Teppich gekehrt haben, den Opfern so ein weiteres Mal Leid zugefügt und Menschen, die sich wie vor 8 Jahren der Leiter des Canisius-Kollegs in Berlin, Pater Klaus Mertes SJ, um eine umfassende und opfergerechte Aufklärung bemühten, als Nestbeschmutzer diffamiert haben.
Skandalon - angesichts dieser Vorfälle ist die Versuchung groß, sich gerade als Seelsorger erst einmal um die Glaubwürdigkeit der und die Folgen für unsere Kirche zu sorgen.
Dabei ist es Zeit, das Leid der Opfer in den Blick zu nehmen. Vielleicht gehören sie auch in unserer Pfarrgemeinde mit zu denen, die die Gottesdienste mitfeiern und sich in unseren Gruppen engagieren - trotz allem.
Jesus findet drastische Worte für die, die Ärgernis geben. Er schlägt sich damit auf die Seite der „Kleinen“ - ohne Wenn und Aber. Folgen wir ihm – als Kirche - auf diese Seite!
Mir sind diese Zeilen nicht leicht gefallen. Dennoch wünsche ich Ihnen einen gesegneten Sonntag!
Ihr
Klaus Brücks, Pastoralreferent
*Das älteste Jesusbuch. Das Markusevangelium übersetzt von Hans Thüsing. Stuttgart 2014.
 
Veröffentlicht: 28.09.2018



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