Karnevalspredigt zum Evangelium des Sonntags

Liebe Schwestern und liebe Brüder, im Jahresverlauf kehrt alles wieder.
So auch der Karneval, die fünfte Jahreszeit,
die Jung und Alt, Frau und Mann erfreut.

Bocholt ist ja eine Hochburg im Karneval.
Das sieht und hört man seit Tagen überall.
Es hoffen jene, die diese Zeit erleben als Plage,
dass sie schnell vergehn die närrischen Tage.

Andere gern dem Treiben entgegensehn,
zum Feiern, zum Welt und Zeit verdrehn.
Ausbrechen aus des Lebensalltag Grau,
zu singen, zu schunkeln mit Alaf und Helau.

Fürwahr: Der Ursprung des närrischen Treiben
ist niemand als den Christen zuzuschreiben.
Bevor der Christ sich mit Asche tut in Buße üben,
feiert er heiter und froh in vollen Zügen.

Doch nicht alles ist lustig und schön anzusehn;
vor dem Pfarrhaus mal wieder Zäune stehn.
Als Schutz eine Hochsicherheits-Barrikade
für die Rasenfläche und die gelbe Fassade.

Ohne Zaun wird das Pfarrhaus sonst im Nu
ein Ort von hässlichen Ereignissen immerzu,
ob Müll abladen oder andere Unratssachen,
die trunkene Leute zur Erleichterung machen.

Doch mag ich das bunte Treiben lustig und froh,
wenn es sich paart mit Witz und Niveau.
An Altweiber habe ich die Botschaft bedacht
und darum für euch diese Predigt gemacht.

Die Gelegenheit von Predigt in Büttenrede
nutzt ja so mancher Amts- und Dienstkollege,
um von der Kanzel über Brüder wie Schwestern,
einmal so richtig kräftig abzulästern.

Doch dies ist nicht meiner Art Ansinnen
lieber will ich Gottes Wort zur Sprache bringen.
Denn die Predigt ist nun Mal der Ort,
der vorbehalten bleibt dem Gotteswort.

In der Hand halte ich diese Lilienblume schön
und hier ist ein kleiner Piepmatz auch zu sehn.
Die beiden habe ich deshalb mal mitgebracht,
weil Jesus im Evangelium sie hat bedacht.

Denn als Beispiel für ein gläubiges Lebensverhalten
nimmt unser Herr die Vögel und Lilien als Gestalten.
Mit Blick auf sie spricht er zu Männern wie Frauen
über des Lebens Sorgen und dem Gottvertrauen.

Sich um nichts mehr sorgen, alles anderen überlassen,
dass kann nur den Faulen und Bequemen passen.
Doch wie sollen wir Jesu Worte recht verstehn,
wenn wir ihn nicht als einen Naivling sehn.

Jesus sagt nun ja nicht, dass sie gar nichts tun,
dass die Vögel und Lilien lassen alles ruhn.
Neben der täglichen Sorge um Nahrung bringen
vergessen sie doch nicht zu blühen, zu singen.

Sie tun das eine und lassen nicht außer Acht,
zu zwitschern und zu blühen in ihrer Pracht.
Sie wissen um ihre Aufgabe, was ist zu tun,
und lassen zugleich Gott walten in ihrem Ruhn.

Jesus nimmt auf diese Weise mit viel Geschick
des Menschen Haltung zu seinem Leben in Blick.
So mancher Mensch – nicht erst seit unseren Tagen
weiß von den vielen täglichen Sorgen und Plagen.

Da ist es der Kollege, Nachbar oder die Arbeit
dort sind es Finanzen, Kinder oder Gesundheit.
Den Wert des eigenen und der anderen Leben,
den will unser Herr hier auch nicht klein reden.

Die Sorgen um Essen, Trinken, Sich bekleiden,
die lassen sich auch nicht ganz und gar vermeiden.
Doch wenn alles Denken und Handeln darum geht,
der Mensch sein Leben womöglich ganz verfehlt.

Jesus sieht im zu viel des Sorgens die Gefahr,
dass der Mensch jenes nicht mehr nimmt gewahr,
dass nicht er allein sein Leben hat in der Hand,
sondern ein Anderer ja sorgt für den Bestand.

Und an den, der ist der Schöpferherr und Gott,
der für des Lebens Bestand sorgt über den Tod,
will Jesus hier die Zuhörer werbend erinnern,
damit sie sich in rechter Weise ums Leben kümmern.

Denn schnell kann der Mensch IHN ja verlieren,
der den Menschen prüft auf Herz und Nieren.
Und nicht wenige Christen tun es ja leider heut,
zu leben ohne Gott - wie die ungläubigen Leut.

Viele kennen sich im Christsein nicht mehr aus,
ja sind gar Fremde im eigenen Glaubenshaus.
Nicht eine Geschichte von Jesus ist mehr bekannt,
die Bibel ist für die Meisten ein fremdes Land.

Im täglichen Leben kommt Gott keine Bedeutung zu,
der alte Herr soll sie vielmehr lassen in Ruh.
Zur Taufe, Kommunion, Firmung und Hochzeiterei
da kommen alle mit Wünschen groß herbei.

Darüber hinaus für die restliche Zeit im Leben,
wollen viele Christen allein den Takt angeben.
Gott ist für sie ein alter und harmloser Mann,
den es mit Bart auf einer Wolke nicht geben kann.

Gott liebt ja alle und alle kommen in den Himmel,
was soll da das ganze religiöse Gebimmel.
Der Glaube an Christus hat seinen Reiz verloren,
seine Kraft und Hilfe kommt kaum noch zu Ohren.

Kirche gilt für viele als ein unmodern, alter Laden,
dem Gottesglauben wurde zugefügt großer Schaden
durch Finanzen und der sexuellen Missbrauchsfälle
kam es überall, auch hier zu einer Austrittswelle.

Die einen wollen die Kirche ganz abschaffen,
andere können sich zu Reformen nicht aufraffen.
Die Spannung auszuhalten geht an die Nieren,
doch will ich hier nicht verfallen in Lamentieren.

Es ist wichtig, tut gut und stimmt gelassen,
wie Gläubige hier Jesu Botschaft auffassen.
So durfte ich letzte Tage Schulkinder erleben,
die ohne Ende wussten Beispiele zu geben.

Gefragt war nach Menschen, die Hilfe brauchen,
nach jenen, die können in Fürbitten auftauchen.
Alte, Kranke und Obdachlose wurden benannt,
Leidende in Syrien und der Ukraine waren bekannt.

Es gibt sie, sie sind nicht die große Masse,
die der aktiv, überzeugt Glaubenden Klasse.
Aber sie sind das Salz der Erde, Licht der Welt,
das Glauben und Kirche Sein am Leben erhält.

Nach diesem Blick auf die gegenwärtige Lage
und auf die Herausforderungen unserer Tage,
Schwestern, Brüder, ihr könnt es euch denken,
will ich euren Blick wieder auf Jesus lenken.

Jesus erinnert, worauf der Mensch kann bauen,
der auf Gott, den HERRN, setzt sein Vertrauen:
Dass Gott immer schon weiß, was wir nötig haben,
und dass wir leben dürfen von seinen Gaben:

ER, Gott, ist und bleibt dem Menschen treu.
Die Zusage der Liebe und Treue ist nicht neu.
Gott vergisst den Menschen nie und nimmer,
Gott denkt an ihn, überall, jederzeit, ja immer.

Wir haben es auch in der ersten Lesung gehört,
Worte, mit denen der Prophet Jesaja beschwört:
Wie eine Frau ihr Kind nicht vergessen kann,
so vergisst Gott kein Kind, keine Frau, keinen Mann.

Gott ist und bleibt dem Menschen zugewandt,
auch wenn der Gott aus seinem Leben verbannt.
Damit es dazu aber bei euch nicht wird kommen,
hat Jesus Lilie und Vögel als Beispiel genommen.

Im Karneval kommt folgender Schlager vor,
ihr habt ihn sicher ganz gut im Ohr:
„Trink, trink, Brüderlein trink,
lass doch die Sorgen zu Haus.

Trink, trink, Brüderlein trink,
zieh doch die Stirn nicht so kraus.
Meide den Kummer und meide den Schmerz,
dann ist das Leben ein Scherz.“

Als Heilmittel gegen Sorgen und Kummer
ist Alkohol gewiss nicht die richtige Nummer.
Da nehm‘ ich lieber als Christ und Gottesmann
des Herrn Jesu Ratschlag für mein Leben an.

Wenn nun morgens die Vögel wieder singen,
und ihre Töne an meine Ohren dringen,
wenn ich schaue auf dem Markt der Lilien Pracht,
dann erinnere ich mich der Worte Jesu mit Bedacht.

Was auch kommen mag an Kummer und Sorgen,
die mich künftig treffen, vielleicht schon morgen,
da möchte ich Gott, dem Herrn, hängen an,
ich hoffe, ihm vertrauen zu können, auch dann.

Das Leben im Glauben an den gelassen gestalten,
der das Leben weiß in Seinen Händen zu halten.
dazu ermutige ich auch euch, ihr Christenleut,
die ihr hier lauscht meinen Worten heut.

Es ist Zeit, mein Reden nun zu schließen,
auf dass die Worte ins Herz euch fließen.
Lasst uns nun weiter feiern in diesem Haus,
auf dass wir froh gestärkt dann gehn hinaus.

Die Predigt in Vers und Reim hab ich probiert
und euch als Gottes-Narr mich präsentiert.
Statt mit Helau, denn ich red in Gottes Namen
schließ ich - wie gewohnt – und sage: Amen.

Pfarrer Rafael van Straelen; gehalten Karneval 2014
Veröffentlicht: 25.02.2017



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