Sonntagsgruß
An diesem Wochenende feiern wir Erntedank. Wir glauben, dass jeder Mensch von Gott gewollt und geschaffen ist genau wie die gesamte Pflanzen- und Tierwelt in ihrer Einzigartigkeit und Vielfalt Gottes Schöpfung ist. Worte wie „Dank" und „Dankbarkeit" kommen dem Anschein nach in unserem alltäglichen Sprachgebrauch immer seltener vor. Der Blick dafür, was einem im Leben alles geschenkt wird, scheint verloren zu gehen. Für viele Menschen ist unser heutiger Lebensstandard, ein Leben in Wohlstand, Gesundheit, Frieden und Glück selbstverständlich. Im Gespräch mit ihrer Oma über die derzeitigen Kriege, Unruhen und Flüchtlingsströme in der Welt äußerte sich die 17jährige Enkelin in der letzten Woche so: „Die Chance, in Deutschland geboren zu werden, ist doch relativ klein und ebenso in einem Land zu leben wie diesem, wo schon lange keine Not, kein Krieg und kein Elend mehr sind." Spricht daraus nicht die Erkenntnis, dass der uns vertraute Lebensstil eben nicht selbstverständlich ist? Und ist damit nicht ein Augenblick tiefer Dankbarkeit verbunden? In solchen Momenten der Dankbarkeit nehmen wir unser Leben wieder intensiver und nachdrücklicher wahr, denn es ist uns nicht mehr selbstverständlich. Das Leben gewinnt damit an Sinn und Gewicht. Erntedank bietet die Gelegenheit, uns darauf zu besinnen, Dankbarkeit als Lebenshaltung, auch gegenüber Gott und seiner Schöpfung, zu pflegen. Oma und Enkelin werden ihren gemeinsamen Moment als sehr nachhaltig erlebt haben. Ich wünsche Ihnen, dass auch Sie solche intensiven Momente tiefer Dankbarkeit erleben.Jutta Rademacher, Vorsitzende Pfarreirat Liebfrauen