Kreuzweg Liebfrauenkirche - 7. Station

7. Station: Geißelung

(L): Der rote, wunde Rücken sticht ins Auge. Nach vorne gebeugt, ist er die Angriffsfläche für brutalste Schläge und Verletzungen. Die Stahlspitzen, hart und kantig, zielen auf die nackte Haut. Sie sind das grausame Instrumentarium der Geißelnden. Der gepeinigte Rücken ist gleichzeitig der Rand des steinernen Bildträgers. An dieser Stelle ist der Schiefer, auch wenn er steinhart ist, besonders schlag-empfindlich – ähnlich wie ein menschlicher Rücken. Jesus läßt die Geißelung über sich ergehen. Er wendet sich vom Betrachter ab und sucht mit seinem Arm Schutz – aber er kann der Gewalt nicht entkommen. Und doch geht er seinen Leidensweg im Vertrauen auf Gottes Nähe weiter.

(V): Immer wieder werden auch in unserer Zeit Menschen Opfer von Gewalt: Übergriffe auf ausländische Mitbürger, Gewalt an Kindern und Frauen, Handgreiflichkeiten in der Clique, Terror und Krieg sind nur einige Szenarien, die gewaltsames Handeln traurige Realität werden lassen. Mobbing und verbale Gewalt sind darüber hinaus ständig an der Tagesordnung. Welche Erfahrungen mache ich selbst damit – als Opfer oder Täter?
Jesus hat gewaltsame Erniedrigung und Verachtung geduldig hingenommen. Dem Bösen keinen Widerstand zu leisten wird so zum Zeichen der Stärke. Und Jesus geht noch weiter: Er fordert dazu auf, die Spirale der Gewalt zu durchbrechen und sogar den Feind zu lieben. Bin ich selbst stark genug dazu? Wie gehe ich damit um, wenn ich ungerecht behandelt werde? Wenn mir Andere Schmerzen zufügen? Finde ich Rückhalt in meinem Glauben, wenn ich selbst kein Rückgrat mehr habe?

(L): „Ich aber wehrte mich nicht und wich nicht zurück. Ich hielt meinen Rücken denen hin, die mich schlugen, und denen, die mir den Bart ausrissen, meine Wangen. Mein Gesicht verbarg ich nicht vor Schmähungen und Speichel.
Doch Gott, der Herr, wird mir helfen; darum werde ich nicht in Schande enden. Deshalb mache ich mein Gesicht hart wie einen Kiesel; ich weiß, dass ich nicht in Schande gerate.“ (Jes 50,5b-7)

(V): Herr Jesus Christus, du hast die Geißelhiebe der Soldaten im Vertrauen auf deinen fürsorgenden Vater ertragen. Sei du bei uns, wenn wir selbst Unrecht und Leid ertragen müssen.

(A): Hilf uns, Konflikte gewaltfrei zu lösen und schenke uns die Einsicht, dass die Kraft des Glaubens stärker ist als jeder Schmerz, den wir Anderen gewaltsam zufügen. Amen.

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