Impuls am Abend - Fastenzeit und Quarantäne

Viele Menschen, die sich mit dem Covid-19-Virus infiziert haben, müssen eine Zeit in Quarantäne verbringen; andere, bei denen ein Verdacht besteht, begeben sich freiwillig oder nach Anordnung in Quarantäne. Nun, in der Corona-Pandemie erleben wir, dass nicht nur einzelne Menschen, sondern ganze Städte oder Regionen unter Quarantäne gestellt werden. Bei Wikipedia lese ich: „Die Quarantäne ist eine zum Schutz der Gesellschaft vor ansteckenden Krankheiten befristete, behördlich angeordnete Isolierung von Menschen, Tieren oder Pflanzen, die verdächtig sind, an bestimmten Infektionskrankheiten erkrankt oder Überträger dieser Krankheiten zu sein.“ (Wikipedia) Das Wort Quarantäne leitet sich her von „quaranta“ (lat. quadraginta) für die Zahl 40 ab. Qurantäne meint also eine befristete Isolation. Schon im 14. Jahrhundert wurden angesichts der Pest Reisende und Kaufleute sowie im Hafen ankommende Schiffe (Seeleute, Tiere und Waren) unter Quarantäne gesetzt.

Die Zahl 40 ist eine sehr biblische Zahl, denn einige Begebenheiten in der Bibel dauern 40 Tage bzw. 40 Jahre:
Die Sintflut zum Beispiel dauerte 40 Tage. Noah verbrachte mit seiner Familie und den Tieren 40 Tage in der Arche. 40 Tage war er von der Außenwelt abgeschlossen. Die Verbindung nach draußen war eine kleine Dachluke, durch die er später zuerst einen Raben, dann eine Taube hinausfliegen ließ. 
Vierzig Jahre dauerte die Wanderung des Volkes Israel durch die Wüste, vom Auszug aus Ägypten bis zum Einzug ins gelobte Land. 
Vierzig Tage benötigte der Prophet Elija, um nach dem Zusammenbruch unter dem Ginsterstrauch zum Gottesberg Horeb zu gehen.
Vierzig Tage verbrachte Jesus von Nazareth nach seiner Taufe freiwillig in der Wüste, bevor er mit seinem öffentlichen Wirken begann.

Die Fastenzeit (österliche Bußzeit) zur Vorbereitung auf das Osterfest dauert 40 Tage (von Aschermittwoch bis Karsamstag ohne die Sonntage). 40 Tage Fastenzeit. In diesem Jahr erleben wir durch die Einschränkungen diese Bußzeit wie eine Isolation, eine Quarantäne. Die Fastenzeit lädt mich mit den Übungen der Buße - Verzicht, Gebet und gute Taten – gerade dazu ein, dass ich in mich gehe, bei mir bleibe, über mich, Gott und den Mitmenschen nachdenke. In seiner Bergpredigt sagt Jesus zu Fasten, Beten und Almosen geben jeweils „Du aber mache es nicht öffentlich, vielmehr im Stillen, in deiner Kammer.“ – Fastenzeit und Quarantäne liegen nicht weit auseinander, sondern haben manches gemeinsam.

Ich wünsche - bei allen Einschränkungen - einen guten Weg durch die verbleibenden Tage der Fastenzeit!

Rafael van Straelen
Pfarrer
 
Veröffentlicht: 31.03.2020



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