Impuls am Abend

Das Pfarrbüro ist für den Publikumsverkehr geschlossen. Das Büro wirkt verwaist. Die diensthabende Pfarrsekretärin sitzt im sogenannten Backoffice, Büro im Hintergrund. Letzte Woche noch hat eine Pfarrsekretärin die Büros mit schönen Blumen ausgestattet. Dies trägt bei zu einem freundlichen Empfang. Aber: Nun stehen sie da die Blumen. In der Ecke. Fast unbemerkt. Einsam und verlassen. (s. Bild) Auch Blumen können einsam sein. Dies ging mir durch den Kopf, als ich auf der Suche nach einem Stempel das Büro betrat und die Blumen sah. – Wie viele Menschen erleben in diesen Tagen Alleinsein und Einsamkeit. Besuche bleiben aus, Kontakte eingeschränkt. Unterstützende Dienste, die sonst ins Haus kommen, sind auf das notwendigste reduziert. Jene, die schon immer mehr allein waren, erleben jetzt womöglich noch stärker Einsamkeit. Für andere ist dies eine ganz neue ungewohnte Erfahrung. – Große geistliche Menschen, die der hl. Benedikt zum Beispiel, können leicht vom Alleinsein schreiben. So einfach ist es nicht. Alleinsein, bei sich sein, will geübt sein. Dabei kennt fast jeder Mensch Momente, in denen er sich allein oder einsam vorkam. In der Literatur und Dichtung ist dies immer wieder auch Thema. Manche entscheiden sich bewusst dazu. Wir sind durch die Ausbreitung des Corona-Virus dazu gerade mehr gezwungen. Wenn es uns alle miteinander dadurch gelingt, die Ausbreitung zu verlangsamen und zu verhindern, dann hat dieses Alleinsein etwas sehr Gutes. Und ich erinnere mich: „Wenn alle dich verlassen, ich verlasse dich nicht. Ich bin mit dir.“ So heißt es über unseren Gott in der Bibel. Die Blumen im Büro, einsam und verlassen, stehen nicht vergeblich da. Sie haben mich zumindest einen Moment an einen wichtigen Aspekt im Leben erinnert. Zum Leben in Gemeinschaft gehört auch das Alleinsein unter Menschen; Gott aber ist bei mir. Der folgende Segen möge Sie und Euch in den Abend und durch die kommende Zeit begleiten:
„Du bist nicht allein
Ein Dach wünsch ich dir, unter dem du geborgen,
eine Hütte, eine Zuflucht jeden Abend, jeden Morgen.
Einen Schutz wünsch ich dir, vor der Hitze, vor dem Regen,
einen Mund, der dich tröstet, eine Hand, dir zum Segen.
Die Barmherzigkeit Gottes, sie hüllt schützend dich ein;
Sie behütet und bewahrt dich. Du bist nicht allein.“
(Barbara Cratzius)

Ihr Pastor 
Rafael van Straelen
Veröffentlicht: 24.03.2020



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