Wort des Bischofs von Münster zum angekündigten Rücktritt von Papst Benedikt XVI.

Liebe Brüder und Schwestern, 

die Erklärung von Papst Benedikt XVI., dass er am 28. Februar von seinem Amt zurücktreten wird, hat auch mich sehr überrascht. Zugleich bewegt mich die Entscheidung des Heiligen Vaters außerordentlich. Sie verdient höchste Anerkennung und Respekt. Es ist der erste Rücktritt eines Papstes seit dem Mittelalter; schon alleine das zeigt die Größe der Geste des Heiligen Vaters. Papst Benedikt XVI. hat, wie er es in seiner Erklärung selbst betont, festgestellt, dass seine Kräfte nicht mehr ausreichen, um sein Amt weiter auszuführen. 
Selbstverständlich respektiere ich die Entscheidung des Heiligen Vaters; zugleich bedaure ich seinen nun sehr bald bevorstehenden Rücktritt sehr. Papst Benedikt ist eine herausragende Persönlichkeit und ein höchst beeindruckender Theologe. Ich erinnere an seine Enzykliken und an die Jesus-Bücher, die viele Menschen, weit über den engeren Theologen-Kreis hinaus, fasziniert haben. 
Was der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitisch, gesagt hat, kann ich nur unterstreichen: Auch für mich war Papst Benedikt immer im wahrsten Sinne des Wortes ein „Pontifex“, ein „Brückenbauer“. Er hat Brücken gebaut zwischen Konfessionen und Religionen, zwischen den Katholiken in aller Welt, zwischen dem Glauben und der Vernunft und vor allem natürlich zwischen Gott und den Menschen. 
Ich durfte Papst Benedikt in den letzten Jahren auch persönlich begegnen. Dabei habe ich immer seine tiefe Bescheidenheit gespürt. Und in den Zusammentreffen kam er immer ohne große Ausschweifungen zum Kern des jeweiligen Themas. Es ging dem Heiligen Vater stets vor allem darum, die Botschaft der Liebe Gottes den Menschen unserer Zeit zu verkünden und nahe zu bringen. „Wo Gott ist, da ist Zukunft“ – so lautete daher auch das Leitwort seiner Reise im Jahr 2011 nach Deutschland. 
Schon seine beiden vorangegangen Besuche in Deutschland, anlässlich des XX. Weltjugendtages 2005 in Köln und ein Jahr später in seiner bayerischen Heimat bleiben mir unvergessen. Hier, wie bei seinen anderen Auslandreisen, war Papst Benedikt XVI. alles andere als der distanzierte Theologe, sondern vielmehr der Hirte mitten unter den Gläubigen. Sein Pontifikat war dabei immer von Überraschungen geprägt: von der Wahl bis hin zur heutigen Bekanntgabe seines Rücktritts, ich erinnere aber auch an die Freiburger Rede. Papst Benedikt ließ sich in kein Schema pressen. Und ich wiederhole es noch einmal: Es gab keinen Papst, der sich so für die Kraft der Vernunft eingesetzt hat – natürlich im Gespräch und im Zusammenspiel mit dem Glauben – wie ihn. 
Ich bin Papst Benedikt zutiefst dankbar für sein Wirken und sein unermüdliches Engagement. Er wird mir auch ganz persönlich fehlen. Im Gebet werde ich ihn besonders begleiten und lade hierzu auch alle Gläubigen im Bistum Münster von Herzen ein. 
+ Felix Genn, Bischof von Münster

Berichte zum Rücktritt von Papst Benedikt unter www.kirchensite.de
Veröffentlicht: 15.02.2013



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